Sixt-Brüder auf Rekordfahrt
Von Stefan Kroneck, München
Fast eineinhalb Jahre nach ihrem Amtsantritt als Doppelspitze schreiben die Brüder Alexander (43) und Konstantin Sixt (40) die Erfolgsgeschichte des Autovermieters fort. Das Führungsduo befindet sich mit dem MDax-Mitglied auf Rekordkurs. Das familiendominierte Unternehmen mit Hauptsitz in Pullach bei München steuert 2022 firmeneigene Bestwerte bei Umsatz und Vorsteuerergebnis an.
Mitte September erhöhten die beiden Co-Vorstandsvorsitzenden ihre Jahresprognose. Das sehr gute Tourismusgeschäft im zurückliegenden Sommer in den Kernauslandsmärkten Frankreich, Spanien und den USA sorgte für einen deutlichen Schub. Einen kräftigen Rückenwind brachten auch die gestiegenen Mietwagenpreise. Eine hohe Nachfrage stieß auf ein knappes Angebot an Fahrzeugen. Davon profitierte nicht nur Sixt, sondern die gesamte Autovermietbranche nach dem überwundenen Corona-Schock von 2020.
Zur Vorlage der Neunmonatszahlen präsentierte sich der Marktführer in Deutschland entsprechend stabil. Der Konzern fühlt sich bestens gewappnet, eine im kommenden Jahr drohende Rezession gut zu überstehen. Der Wirtschaftsabschwung ist der Grund dafür, dass die Stammaktie trotz überzeugender Zwischenberichte an Wert verliert. Seit Jahresbeginn büßte das Papier zwei Fünftel ein. Ende vergangenen Jahres hatte der Titel noch Höchststände erreicht.
Klare Aufgabenverteilung
Die Brüder lassen sich von solchen Rückschlägen an der Börse nicht beirren. Beide verfolgen konsequent ihren Expansionskurs, der vor allem auf Wachstum aus eigener Kraft baut. Die Mietflotte wird Zug um Zug auf Elektromobilität umgestellt. Das Zeitalter der Digitalisierung ist in der Firma angekommen. Für Kunden zeigt sich das insbesondere in der hauseigenen App.
Nach außen präsentieren sich Alexander und Konstantin Sixt als geschlossenes Team zusammen mit ihren vier Kollegen im obersten Führungsgremium. Eine Rivalität zwischen den Co-Chefs ist nicht erkennbar. Beide arbeiten eng zusammen. Alexander Sixt bezeichnete dieses Verhältnis einmal so, dass zwischen ihn und seinen jüngeren Bruder kein Blatt passe. Das liegt vermutlich nicht nur an einer durch die Familie geprägten engen Vertraulichkeit, sondern womöglich auch an einer klaren Aufgabenverteilung im Unternehmen. Dadurch lassen sich Reibungsverluste vermeiden. Der Diplom-Kaufmann Alexander Sixt verantwortet unter anderem die Bereiche Strategie, M&A und Personal. Der Accounting- und Finanzfachmann Konstantin Sixt ist unter anderem für den E-Commerce zuständig. Die Erweiterung des Vorstands Anfang Oktober um zwei Manager bringt für beide Entlastung, insbesondere in den Schlüsselfunktionen Einkauf und Vertrieb.
Über ihre Tätigkeit wacht der Vater Erich Sixt. Seit dem Generationswechsel an der Konzernspitze im Juni 2021 ist der einst langjährige Firmenpatriarch Vorsitzender des Aufsichtsrats. Der 78-jährige Ex-CEO hatte seine Söhne auf ihre Aufgaben lange vorbereitet. Er band beide frühzeitig in das Unternehmen ein.
Doppelspitzen sind üblicherweise nur zeitlich begrenzte Übergangslösungen in Unternehmen. Das zeigen die Beispiele EADS bzw. Airbus und Deutsche Bank. Bei Sixt könnte das zu einem Dauerzustand werden. In der Öffentlichkeitsarbeit, insbesondere bei der Präsentation von Zahlen, übernimmt allerdings oftmals Alexander Sixt das Wort, während Konstantin Sixt in der Wahrnehmung von außen zurückhaltender agiert. Dabei fällt zudem auf, dass das Duo nicht so patriarchalisch auftritt wie einst der Vater. Unter ihrer Ägide zeichnet sich eine neue Führungskultur ab. Auf seiner Internetseite subsumiert das Unternehmen unter dem Stichwort „Familie“ nicht nur den engsten Kreis – die Söhne mit ihren beiden Eltern –, sondern bezieht die gesamte Konzernbelegschaft ein.
Das soll wohl zu einer Corporate Identity beitragen. Sixt baut also auf moderne Managementmethoden zur Steuerung von Unternehmen. Allerdings gibt es Verbesserungsbedarf. Medienberichten zufolge bestehen Konflikte im Konzern zum Thema Betriebsrat. Sixt verfügt immer noch über keine Mitarbeitervertretung in Deutschland. Alexander und Konstantin Sixt betonen, nichts gegen einen Betriebsrat zu haben, heißt es. Das müsste eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein.