Autovermieter

Sixt wagt eine Nachfolgelösung mit Risiken

Aus Sicht des Firmenpatriarchen ist es vermutlich eine salomonische Lösung, schlussendlich aber ein Wagnis. Statt einen seiner beiden Söhne zum Kronprinzen aufzubauen und ihm dann über den Aufsichtsrat (AR) offiziell das Zepter zu überreichen, geht...

Sixt wagt eine Nachfolgelösung mit Risiken

Von Stefan Kroneck, München

Aus Sicht des Firmenpatriarchen ist es vermutlich eine salomonische Lösung, schlussendlich aber ein Wagnis. Statt einen seiner beiden Söhne zum Kronprinzen aufzubauen und ihm dann über den Aufsichtsrat (AR) offiziell das Zepter zu überreichen, geht Erich Sixt einen ungewöhnlichen Weg bei der Regelung seiner Nachfolge als Vorstandsvorsitzender des Autovermieters. Der 76-Jährige und AR-Chef Friedrich Joussen entschieden sich für die künftige Führung des familiengeführten börsennotierten Unternehmens in vierter Generation für eine Doppelspitze. Von Mitte Juni an sollen Alexander Sixt (41) und sein jüngerer Bruder Konstantin (38) gemeinsam die Geschicke von Deutschlands Branchenprimus als CEOs lenken.

Mit Blick in die Vergangenheit erwiesen sich Führungsduos in der Regel nur als Übergangslösungen. Das zeigt das Beispiel der Airbus-Vorgängerholding EADS, als diese von einer deutsch-französischen Doppelspitze aus Rainer Hertrich und Philippe Camus geführt wurde. Der Boeing-Wettbewerber ging dann später zu einer Person an der Spitze des Konzerns über, was als Normalzustand gilt. Ähnlich verhielt es sich bei der Deutschen Bank. Die Doppelspitze aus dem Investmentbanker Anshu Jain und dem Deutschland-Chef Jürgen Fitschen nach dem Ende der Ära Josef Ackermann erwies sich als Fehlkonstruktion. Statt das Institut zu neuen Höhen zu treiben, stürzte der Primus im deutschen Bankgewerbe ab. Nach dieser missglückten Personalrochade kehrte die geschwächte „blaue“ Großbank zum Normalzustand im Topmanagement zurück.

In Bezug auf das SDax-Mitglied aus Pullach bei München sollten diese Hinweise aus der Vergangenheit nicht als Wertung missverstanden werden, aber sie verdeutlichen, mit welchen Risiken solche Duos verbunden sind. Zur Bilanzvorlage spielte Alexander Sixt in einer Telefonkonferenz mit Journalisten die Gefahr eines Machtkampfs um die Vorherrschaft im Unternehmen herunter: „Wir haben ganz gut die Aufgaben geteilt. Konstantin kümmert sich um den Vertrieb, ich mich um das Innere. Wir ergänzen uns sehr gut. Zwischen uns passt kein Blatt. Das soll zeigen, dass wir Kontinuität und Stabilität wahren.“

Und in der Tat sorgten beide bislang für keine negativen Schlagzeilen über ein mögliches Gerangel und Unstimmigkeiten. Die Brüder zeichnen das Bild einer Geschlossenheit, auch in öffentlichen Auftritten. Die weitere Entwicklung wird also zeigen, ob sie es in ihrer neuen, höheren Verantwortungsposition vermögen, das durchzuhalten.

Ihre Eltern, Erich und Regine Sixt, haben ihnen das Rüstzeug mitgegeben, den Konzern zu führen – ob nun dauerhaft gleichrangig gemeinsam oder nicht. Die Einstellung der Brüder zum Unternehmen dürfte grundlegend eine andere sein als bei einem angestellten CEO, der zwar für seine Tätigkeit fürstlich entlohnt wird, aber zu seinem Arbeitgeber vor allem in einem Dienstverhältnis steht. Bei Alexander und Konstantin Sixt ist es etwas anderes, wenn noch zu dem Vertrag als Vorstand die Tatsache hinzukommt, dass die Familie 58,3% der stimmberechtigten Stammaktien hält – frei nach dem Motto: Erbe verpflichtet. Gerade bei familiengeführten mittelständischen Unternehmen sind Übergänge an der Spitze eine kritische Phase – vor allem dann, wenn die Erben sich als ungeeignet erweisen oder ihre eigenen beruflichen Wege gehen wollen. Erich Sixt gelang es, seine Söhne rechtzeitig auf den Tag X vorzubereiten. Die beiden studierten Ökonomen gehören dem Vorstand seit sechs Jahren an. Sie erwiesen sich als Motor der Digitalisierung des Geschäftsmodells.

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