Smarter Manager in großen Fußstapfen
Smarter Manager
in großen Fußstapfen
Von Heidi Rohde, Frankfurt
Ein „smart guy“ in großen Fußstapfen ist wohl die treffendste Beschreibung für die Rolle von Mike Sievert. Der passionierte Marketing-Manager, der den Top Job bei T-Mobile US am Tag des Closings des über Jahre zäh verhandelten Zusammenschlusses der Deutsche-Telekom-Tochter mit ihrer Konkurrentin Sprint übernahm, trat damit im April 2020 als CEO die Nachfolge von Paradiesvogel und Kultfigur John Legere an. Dieser hatte sich einen Ruf als einer der schrägsten und zugleich erfolgreichsten Unternehmensführer überhaupt erworben und T-Mobile US vom Sanierungsfall zur Portfolioperle im Telekom-Konzern gemacht.
Weggefährte von Legere
Daher war eine etwas nervöse Reaktion der Anleger bei der Ablösung von Legere zu erwarten, ein Umstand, dem das Unternehmen Rechnung trug, indem Sievert bereits im November 2019 als Nachfolger für Legere präsentiert wurde, während dieser noch einige Monate an Bord blieb. T-Mobile US signalisierte damit vor allem Kontinuität. Kontinuität beim Gewinn von Marktanteilen, beim Umsatz- und Ertragswachstum, bei der berühmt gewordenen „Uncarrier-Strategie“, die Sievert schon zuvor verantwortet hatte. Nachdem T-Mobile US unter Legere quasi auf eine One-Man-Show zugeschnitten war, erschien ein anderer als ein Marketing-Fachmann als neuer CEO geradezu undenkbar. Dies war dem heute 55jährigen Konzernchef nach einem Karrierestart beim Konsumgüterriesen Procter & Gamble gewissermaßen in die Laufbahnwiege gelegt worden. Neben Stationen bei IBM und Clearwire war der in Canton, Ohio, geborene Manager von 2002 bis 2005 als Marketingchef für AT&T Wireless tätig und kennt sich damit auch bei der Konkurrenz aus. Legere holte ihn schon 2012 unmittelbar nach seinem Start an der T-Mobile US-Spitze an seine Seite.
Neue Ära
Unter Sieverts Führung hat die Telekom-Tochter ihr Wachstumstempo bisher gehalten und die Marke von 100 Millionen Kunden übersprungen. Nach der Fusion mit Sprint baute T-Mobile US das erste landesweite 5G-Netz und trieb damit den Wettbewerb vor sich her, wie der CEO stolz bemerkt. „Wir machen die Regeln für die 5G-Ära, denn wir sind meilenweit voraus“, ließ er schon 2021 wissen.
Indes beginnt nun nach der 5G-Ära in den USA eine neue Ära, und zwar die des Glasfaserausbaus. War ein landesweites 5G-Netz bereits ein finanzieller Kraftakt, nicht zuletzt aufgrund teurer Mobilfunklizenzen und dem Gefecht mit den mächtigen Tower Companies, so wird der Glasfaserausbau in einem riesigen Land noch größere Summen verschlingen. Sievert begibt sich mit dem Festnetzgeschäft zudem auf weitgehend unbekanntes Terrain, auf dem sich ein Preiskampf wie im Mobilfunk angesichts der Ausbaukosten und der notwendigen Refinanzierung eher verbietet.
„Investoren lieben diese Story“
Sievert hat zunächst seinen 5G-Vorteil ausgeschöpft und Kunden den sogenannten „fixed wireless access“ verkauft. Indes ließ hier die Dynamik im jüngsten Quartal gegenüber Vorjahr schon deutlich nach und Analysten räumen der Technologie auf Dauer höchstens 10% Marktanteil ein. Der Glasfasermarkt wird nach ihren Einschätzungen dagegen in den nächsten beiden Jahren verteilt. Dafür wird der T-Mobile US-CEO mehr brauchen als flotte Sprüche - unter anderem Geld.
Den Aktionären hat er indes auch in den kommenden Jahren üppige Aktienrückkäufe versprochen. Bis 2027 sollen 50 Mrd. Dollar dafür aufgewendet werden. Wie er selbst in einem Interview sagte: „Die Investoren lieben diese Story.“ Das heißt, sie sind nicht auf Abstriche eingestellt. Mike Sievert muss liefern.