Snap-CEO weckt keine positiven Gefühle
Von Stefan Paravicini, New YorkDie gute Nachricht für Fans der Messaging-App Snapchat des US-Internetkonzerns Snap vorneweg: “Forscher der Universität Michigan haben herausgefunden, dass nur die Kommunikation von Angesicht zu Angesicht mehr positive Gefühle weckt als die Kommunikation mit Snapchat.” So berichtet Evan Spiegel, der Gründer und CEO von Snap in einem 15 Seiten langen Memo an die Mitarbeiter des US-Unternehmens, das vom Online-Portal Cheddar veröffentlicht wurde. Insbesondere seien Interaktionen auf Snapchat mit mehr positiven Gefühlen als auf dem sozialen Netzwerk Facebook verbunden, schreibt Spiegel weiter. Die Botschaft des Mitarbeiterschreibens inmitten wachsender Kritik an sozialen Medien und enttäuschten Erwartungen bei Snap im Wettbewerb mit der übermächtigen Facebook ist wenig subtil: Wir gehören zu den Guten und ihr seid hier am richtigen Platz.Das Schreiben von Spiegel ist auch für Investoren interessant, stellt der Unternehmenschef doch schon im vierten Quartal einen möglichen Gewinn in Aussicht. Bereits im nächsten Jahr soll Snap auch über das gesamte Jahr gesehen profitabel sein. An der Börse sorgte das vor dem Wochenende allerdings nur kurze Zeit für positive Gefühle. Nachdem die Aktie im vorbörslichen Handel noch um mehr als 4 % im Plus lag, hatte Snap bis zum frühen Nachmittag bereits deutlich ins Minus gedreht. Erst am Vortag hatte der Titel mehr als 5 % abgegeben und war damit auf Allzeittief gerutscht. Analysten rechnen im vierten Quartal weiterhin mit einem Verlust und haben auch für 2019 rote Zahlen eingepreist.Seit der vor sieben Jahren gegründete Internetdienst im März 2017 fulminant an der Börse gestartet ist, hat das Unternehmen die Erwartungen von Investoren reihenweise verfehlt. Die Aktie, die vor 19 Monaten zu 17 Dollar je Aktie an die Börse gegangen ist und am ersten Tag um mehr als zwei Fünftel in die Höhe sprang, notierte in der vergangenen Woche zum ersten Mal unterhalb von 8 Dollar. Der Börsenwert des Herausforderers von Internetkonzernen wie Facebook und Twitter liegt mittlerweile knapp unterhalb von 10 Mrd. Dollar. Und das, obwohl die jüngsten Turbulenzen bei der Facebook-Tochter Instagram eigentlich für ein wohliges Gefühl bei Investoren sorgen sollten. Schließlich hat Facebook den Herausforderer Snap vor allem mit Hilfe von Instagram abgewehrt, deren App manche Ähnlichkeiten mit Snapchat aufweist und andere Besonderheiten von Snap erfolgreich kopiert hat. Personeller AderlassDoch Spiegel, der in seinem Schreiben an die Mitarbeiter Fehler bei der Neugestaltung der App einräumt, die das Wachstum von Snap zuletzt gedämpft haben, muss auch intern für positive Gefühle sorgen. In den vergangenen 18 Monaten haben unter anderem der Chefstratege, der Chefingenieur, der Finanzchef, der Produktchef, der Verkaufschef, der Chefjurist, der Sicherheitschef, der Hardwarechef und der Kommunikationschef das Unternehmen verlassen. Das ist auch für ein Start-up im verflixten siebten Jahr nach der Gründung eine hohe Fluktuation. Im neuen Jahr sollte Spiegel es vielleicht mit mehr Kommunikation Face to Face versuchen.