Sophie Binet wird Chefin der Gewerkschaft CGT
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Paukenschlag bei Frankreichs ältester Gewerkschaft CGT (Confédération générale du travail). Am Ende eines von Grabenkämpfen geprägten Kongresses und einer durchdebattierten Nacht hat sie mit Sophie Binet eine Überraschungskandidatin zur Nachfolgerin von Gewerkschaftsführer Philippe Martinez ernannt. Die 41-Jährige ist die erste Frau, die die zweitgrößte Gewerkschaft des Landes leitet. Ihre Berufung ist auch im Hinblick auf die Proteste gegen die geplante Rentenreform relevant.
In den letzten Tagen hatte der radikale Flügel der CGT versucht, sich auf dem Gewerkschaftskongress durchzusetzen. Martinez selber hatte die Kandidatur von Marie Buisson unterstützt, doch sie stieß bei den Mitgliedern der kommunistischen Gewerkschaft auf wenig Zustimmung. Ihrer Kontrahentin Céline Verzeletti gelang es jedoch ebenso wenig, diese zu überzeugen. Wenige Stunden vor Ablauf der Frist einigten sich die zuständigen Instanzen der CGT deshalb Freitag in den frühen Morgenstunden auf Binet.
Die Erziehungsberaterin, die Philosophie studiert hat und seit 2018 an der Spitze des CGT-Verbandes der leitenden Angestellten, Ingenieure und Techniker steht, gilt als Reformerin. Sie hat bereits angekündigt, dass sie die Einladung von Premierministerin Élisabeth Borne zu Gesprächen zusammen mit anderen Gewerkschaften am Mittwoch annehmen wird. Für den Tag danach planen die Arbeitgeberverbände neue Proteste und Streiks gegen die Rentenreform.
Binet, die der Sozialistischen Partei angehört und bisher den Gleichberechtigungsausschuss bei der CGT geleitet hat, will dabei mitmachen. „Wir werden die Arbeit nicht wieder aufnehmen, solange die Reform nicht zurückgezogen ist.“ Zusammen mit ihren Gewerkschaftskameraden stimmte sie Präsident Emmanuel Macron nun auf die Fortsetzung der Proteste ein. „Wenn Du weitermachst, wird es bei Dir ganz dunkel“, sangen sie in Anspielung auf die Kappung der Elektrizität, mit der die Gewerkschaft gegen die Rentenreform protestiert.