Neubesetzung bei der Banco de España

Spanische Notenbank bekommt eine Vizechefin aus eigenem Hause

Die neue Stellvertreterin Soledad Núñez bringt wie der Gouverneur große Fachkenntnis mit, wird aber wegen ihrer Vergangenheit kritisiert.

Spanische Notenbank bekommt eine Vizechefin aus eigenem Hause

Eine Vizechefin aus eigenem Hause

ths Madrid

Drei Monate lang war der Posten des Notenbankchefs in Spanien vakant, bis die Regierung Anfang September den Digitalminister José Luis Escrivá zum neuen Gouverneur erkor. Bei der Neubesetzung des Jobs der Stellvertreterin Margarita Delgado, deren Mandat am Mittwoch endete, ging es schneller. Soledad Núñez ist die neue Vizegouverneurin der Banco de España, wo sie den Großteil ihres Berufslebens verbracht hat.

Die technischen und wirtschaftswissenschaftlichen Qualifikationen der 67-Jährigen stehen außer Frage. Doch die konservative Opposition kritisiert wie im Fall von Escrivá eine vermeintliche Nähe der Volkswirtin zu den Sozialisten von Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez.

Núñez promovierte in Volkswirtschaft an der Universidad Complutense de Madrid und an der University of Minnesota, in den USA. Schon 1987 trat sie der Banco de España bei und gehört zu deren Beamten. Bei der Notenbank durchlief sie viele Abteilungen, von Zahlungssystemen, Regulierung bis Analysen, und war externe Beraterin für die Europäische Zentralbank beim Target-2-Zahlungssystem.

Von 2004 bis 2011 arbeitete sie für die Regierung des Sozialisten José Luis Rodríguez Zapatero, erst als Wirtschaftsberaterin des Ministerpräsidenten, dann als Generaldirektorin im Wirtschaftsministerium. Dort erlebte sie die Finanzkrise von 2008 und den Zusammenbruch der spanischen Sparkassen hautnah mit. Zweimal wurde Núñez schon für einen Spitzenplatz bei der Notenbank gehandelt, 2006 als Gouverneurin und 2012 als Vize. Doch beide Male ging sie leer aus. Seit 2018 gehört die Notenbankerin dem Vorstand der Banco de España an und wird intern offenbar sehr geschätzt.

Ihr Aufstieg zur Vizegouverneurin hat in Spanien jedoch einen politischen Beigeschmack, den die Opposition ausnutzt. Die Volkspartei PP hätte den politischen Gepflogenheiten nach eine eigene Kandidatin oder Kandidaten für den Posten benennen können. Doch die Konservativen sind so erbost darüber, dass Sánchez entgegen ihrer Proteste seinen Minister Escrivá zur Notenbank entsandte, dass sie die Zusammenarbeit bei der Personalie verweigerten. Das neue Führungsgespann, das kein Parteibuch hat, wird in den kommenden Monaten absehbar Angriffen auf seine Unabhängigkeit ausgesetzt sein, was der Institution nicht guttun dürfte.

Der neue Gouverneur, der ebenfalls auf eine umfangreiche Erfahrung bei Notenbanken zurückblicken kann, hat in seinen ersten Amtstagen bereits mächtig umgebaut. Am Montag wurde eine neue Generaldirektion in der altehrwürdigen Bank an der Plaza de Cibeles geschaffen, für internationale Beziehungen, Europa und Transparenz, die auch die Pressearbeit umfasst. Der umtriebige Escrivá will die internationale Präsenz der spanischen Notenbank erhöhen, deren Rolle in Foren, insbesondere europäischen, stärken und die Arbeit der Institution der Gesellschaft näherbringen.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.