Wolfgang Schmidt

Sparringspartner von Olaf Scholz

Lange Jahre hat das ungleiche Duo aus Olaf Scholz und Wolfgang Schmidt Seite an Seite Politik gemacht. Jetzt droht der Staatssekretär kurz vor der Bundestagswahl eine Belastung zu werden.

Sparringspartner von Olaf Scholz

Von Angela Wefers, Berlin

Wer die hanseatisch-spröden Auftritte von Olaf Scholz kennt, kann kaum glauben, dass sein politisches Alter Ego aus ganz anderem Holz geschnitzt ist. Burschikos, umgänglich, spontan, eloquent und gewitzt ist Wolfgang Schmidt, langjähriger Weggefährte des SPD-Kanzlerkandidaten. Scholz machte den Mann mit politischem Urinstinkt im Frühjahr 2018 zum beamteten Staatssekretär, als er das Bundesfinanzministerium in der schwarz-roten Regierung übernahm. Schmidt ist dort zuständig für die Grundsatzabteilung sowie für internationale Finanz- und Währungspolitik. Vor allem aber untersteht die 2018 neu etablierte Leitungsabteilung, in der das „Vizekanzleramt“ politisch koordiniert wird und die Kommunikation angesiedelt ist. Wer sich an die Adresse der SPD in der Bundesregierung wendet, der landet unweigerlich bei Schmidt.

Der Scholz-Vertraute ist auch ein eifriger Spin-Doktor für seinen Dienstherrn. Einblick gewährt sein Twitter-Account: Es zeichnet das klare Bild, was die Welt über Olaf Scholz denken soll. Der Staatsanwaltschaft Osnabrück war die Nachrichtenpolitik des langjährigen Weggefährten des Vizekanzlers aber etwas zu transparent. Nach einer Razzia im Bundesfinanzministerium und im Bundesjustizministerium in der vergangenen Woche wegen möglicher Strafvereitelung im Amt bei der Antigeldwäschebehörde FIU hatte Schmidt den Durchsuchungsbeschluss der Osnabrücker Justiz in Auszügen via Twitter veröffentlicht. Er wollte damit nach eigenem Bekunden dem Eindruck entgegenwirken, dass gegen Beschäftigte des Ministeriums ermittelt werde, wie es seiner Ansicht nach die Pressemitteilung aus Osnabrück insinuiert. Dies erklärte er – ebenfalls auf Twitter –, nachdem bekannt geworden war, dass die Staatsanwaltschaft Osnabrück nun gegen ihn persönlich ein Ermittlungsverfahren wegen des Anfangsverdachts „Verbotener Mitteilungen über Gerichtsverhandlungen“ eingeleitet hat.

Der 50-jährige Schmidt stand die meiste Zeit seines Berufslebens an der Seite von Scholz. Der Hamburger ist wie Scholz Jurist und studierte in seiner Heimatstadt sowie in Bilbao. Seine erste Stelle nach dem zweiten Staatsexamen trat er 2002 als persönlicher Referent von SPD-Generalsekretär Scholz an und stieg später zum Büroleiter auf. Mit dem Regierungswechsel 2005 zu Angela Merkel (CDU) wurde Scholz Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion; Schmidt blieb sein Büroleiter. Während der Amtszeit von Scholz als Bundesarbeitsminister von 2007 bis 2009 war er Leiter des Ministerbüros und des Planungsstabs. Nach der Bundestagswahl, als die SPD aus der Regierung ausgeschieden war, gab Schmidt 2010 ein Intermezzo als Direktor der Vertretung der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) in Deutschland. Schon 2011 mit der Wahl in Hamburg formierte sich wieder das bewährte politische Duo: Scholz als Erster Bürgermeister und Schmidt als sein Staatsrat.

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