Von Carsten Steevens, Hamburg

Wurde zuletzt der im April 2023 auslaufende Vertrag von Volkswagen-Vorstandschef Herbert Diess vorzeitig um zwei Jahre verlängert, so ist weiterhin offen, ob Hiltrud Werner, als derzeit einzige Frau im Konzernvorstand seit 2017 für das Ressort Integrität und Recht zuständig, über das Ende ihres bereits am 31. Januar kommenden Jahres ablaufenden Vertrags hinaus bei dem Wolfsburger Fahrzeughersteller bleiben wird. Die Spekulationen, die auch die Zukunft des Ressorts betreffen, schießen zur Hauptversammlung am Donnerstag weiter ins Kraut.

Während das Wirtschaftsmagazin „Business Insider“ zu Wochenbeginn unter Berufung auf „hochrangige Insider“ des Unternehmens und mit Verweis auf eine angebliche Missstimmung zwischen Diess und Werner vermeldete, die 55 Jahre alte Diplom-Ökonomin werde keinen neuen Vertrag erhalten, wurde dies am Dienstag durch einen Konzernsprecher bestritten. „Über die künftige organisatorische und personelle Aufstellung des Konzernvorstand-Ressorts Integrität und Recht über den 31. Januar 2022 hinaus ist noch kein Beschluss gefasst worden.“ Dies werde zu gegebener Zeit geschehen. Bis dahin werde man Spekulationen weiterhin nicht kommentieren.

Die Fondsgesellschaft DWS merkte derweil in einer Stellungnahme zum virtuellen Aktionärstreffen an, es sei auffallend, dass es zur turnusmäßigen Verlängerung des Vorstandsvertrags mit Hiltrud Werner bisher keine Entscheidung gebe. „Es scheint, dass der Konzern auf das Ressort Compliance künftig auf Vorstandsebene verzichten will.“ Weshalb der VW-Aufsichtsrat die im Konzern häufig mit einem Vorlauf von rund einem Jahr geklärte Frage von Vorstandsverträgen im Fall der Rechtsvorständin nicht bereits entschieden hat, ist unklar. Spekuliert wird, dass nach dem letztjährigen Abschluss der Überprüfungen durch den Monitor der US-Regierung im Dieselabgasskandal die Ressortaufgaben auf andere Vorstandsmitglieder verteilt werden könnten. Investoren wie Union Investment betonen indes die Bedeutung eines eigenständigen Vorstandsressorts Integrität und Recht im VW-Konzern.

Werner war vor ihrer Berufung in den VW-Vorstand ab Anfang 2016 für die Leitung der Konzernrevision verantwortlich. Weitere berufliche Stationen waren der Zulieferer ZF Friedrichshafen, MAN sowie BMW.