Großfusion in der Telekommunikation

Spenger macht sein Start-up zum Marktführer in Spanien

Der Österreicher Meinrad Spenger hat nach langem Warten grünes Licht aus Brüssel für die Fusion des von ihm gegründeten Telekomunternehmens mit Orange.

Spenger macht sein Start-up zum Marktführer in Spanien

Spenger macht sein Start-up zum Marktführer in Spanien

Von Thilo Schäfer, Madrid

Der Österreicher Meinrad Spenger ist CEO des spanischen Telekomunternehmens Másmóvil.

Fast zwei Jahre musste Meinrad Spenger auf diesen Moment warten. Im März 2022 gab das von ihm gegründete Telekomunternehmen Másmóvil die Pläne für einen Zusammenschluss mit der spanischen Tochter der französischen Orange bekannt. Doch erst am Dienstag gab die Europäische Kommission grünes Licht für die Fusion mit einem Unternehmenswert von 18,6 Mrd. Euro. „Was lange währt, wird endlich gut“, kommentierte der Österreicher in einer Mitteilung.

Der 47-Jährige soll weiter CEO des Unternehmens bleiben, das den Platzhirsch Telefónica als Marktführer nach Kunden ablösen wird. Der Zusammenschluss ist das vorläufige Ende einer beeindruckenden Erfolgsgeschichte. Másmóvil wurde 2006 von Spenger und dem Norweger Christian  Nyborg, der sich aus dem Unternehmen verabschiedet hat, gegründet und avancierte durch rasantes Wachstum zur Nummer 4 in Spanien, hinter Telefónica, Vodafone und Orange.

Spenger wuchs in der Steiermark auf, wo er eine Klosterschule besuchte und als Schreiner arbeitete. Nach dem Jurastudium in Graz und Triest absolvierte er MBAs am Instituto de Empresa in Madrid und der SDA Bocconi in Mailand. Danach arbeitete er fünf Jahre bei der Beratungsfirma McKinsey im Telekombereich. Als er hörte, dass die spanischen Behörden den Wettbewerb auf dem Telefonmarkt ausweiten wollten, gründete er mit Nyborg Másmóvil, das Zugang zu den Netzen der großen Betreiber bekam. Es folgten mehrere Zukäufe, die mit der Übernahme von Euskatel gipfelten.

Ibex 35 und Delisting

"Meini", wie er bei Kollegen heißt, brachte die Firma an die Börse, wo man 2019 in den Leitindex Ibex 35 aufgenommen wurde. Ein Jahr später erfolgte der Einstieg der Finanzinvestoren KKR, Cinven und Providence und das Delisting. Die Operation wäre durch den Ausbruch der Pandemie fast geplatzt, doch Spenger blieb hartnäckig.

Der zweifache Familienvater lebt mit seiner spanischen Frau in den Bergen im Norden Madrids. Auf Vorträgen unterstreicht er beharrlich, dass sein Unternehmen nicht nur wirtschaftlichen Erfolg haben muss, sondern auch der Gesellschaft nutzen soll. Die Idee war, in Spanien günstige Mobilfunkdienste mit gutem Service anzubieten. „Auf der Business School dachte ich noch, dass die Klassen über Strategie, Unternehmenskultur und Werte für die Katz seien. Doch das Wichtigste für ein Unternehmen ist eine klar definierte Kultur, Vision und Zweck. Wir wollen eine positive Wirkung haben“, erklärte Spenger in einem Podcast mit der Wirtschaftsschule Esade im Mai 2023.

Als Beispiel für die werteorientierte Strategie nennt Spenger den Ausbau des Glasfasernetzes in ländlichen Gegenden. Man hätte sich auch einfach auf das rentablere Geschäft in den großen Ballungsräumen beschränken können, sagt er. Nach dem geglückten Verkauf an die Finanzinvestoren, schrieb der Chef von Másmóvil dem CEO von KKR, Joseph Bae, eine E-Mail, in der er stolz davon berichtete, dass die Ratingagentur Fitch den Spaniern die beste Benotung der Branche in Europa bei den ESG-Kriterien gegeben hatte. „Der hat die Mail an alle weitergeleitet, sogar an die Firmengründer“, so Spenger.

Seine Frau halte ihm gelegentlich vor, einen seltsamen Sinn für Humor zu haben, berichtete der Hobbysportler, der gerne Ski und Rad fährt. Das sei eine seiner zwei wichtigsten Eigenschaften, sagte Spenger: „Humor und Neugierde sind eine unschlagbare Kombination.“

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.