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Spitzenmanager Esposito verlässt Goldman

Mit Jim Esposito verlässt eine der zentralen Figuren des Kapitalmarktgeschäfts die US-Investmentbank Goldman Sachs. Damit fällt ein potenzieller Kandidat für die Nachfolge von CEO David Solomon weg.

Spitzenmanager Esposito verlässt Goldman

Spitzenmanager Esposito verlässt Goldman

xaw New York

Die US-Investmentbank Goldman Sachs verliert einen ihrer langjährigen Spitzenmanager. Der bisherige Co-Chef der Sparte Global Banking and Markets, Jim Esposito, zieht sich nach 29 Jahren aus dem operativen Geschäft des New Yorker Geldhauses zurück. Der heute 56-Jährige begann seine Karriere bei Goldman 1995 als Vertriebler für Schwellenländer-Anleihen und stieg zu einer der Führungskräfte auf, die gemeinsam mit CEO David Solomon die Strategie der Bank vorgeben.

Gegner von Consumer-Plänen

Esposito spielte unter anderem eine zentrale Rolle bei der Zusammenlegung der Investment-Banking- und Trading-Abteilungen, mit der das Wall-Street-Haus im Herbst 2022 eine größere Reorganisation anstieß. Im Zuge dieser Neuaufstellung stutzt Goldman seither das enorm verlustreiche Consumer Banking zurecht – Esposito gehörte zu den Gegnern einer Fortsetzung des 2016 begonnenen Vorstoßes in den Privatkundenmarkt.

Stattdessen machte er sich für eine Rückfokussierung auf das zentrale Kapitalmarktgeschäft stark, zusätzlich stellt das Geldhaus auch zunehmend das Asset- und Wealth Management in den Mittelpunkt. Die Strategie begann sich im Schlussquartal 2023 nach schwierigen Monaten auszuzahlen, die soliden Erträge aus der Vermögensverwaltung trugen zu einem konzernweiten Gewinnsprung um 51% bei.

Kundenbeziehungen ausgebaut

Auch die deutlich gestiegenen Erlöse aus dem Aktientrading waren entscheidend für das stärker als erwartet ausgefallene Wachstum – wofür sich Esposito intern beglückwünschen lassen durfte. Der Manager hat die Kundenbeziehungen von Goldman mit ausgebaut, indem er die Kreditvergabe an institutionelle Kunden über das in der Sparte Global Banking & Markets angesiedelte Fixed-Income, -Währungs- und Rohstoff-Finanzierungsteam angekurbelt hat. Der Co-Abteilungschef habe mit seiner signifikanten Erfahrung geholfen, das Geldhaus „durch einen außerordentlichen Wandel in unserer Branche zu navigieren, darunter durch Technologie und Regulierung getriebene strukturelle Veränderungen“, schrieb CEO Solomon in einem Memo an die Mitarbeiter, das der Börsen-Zeitung vorliegt.

Goldman-CEO David Solomon hegt angeblich keine Gedanken an einen Abschied vom Vorstandsvorsitz. Foto: AP Photo/Alex Brandon.

Nun will sich Esposito dem Vernehmen nach innerhalb der kommenden beiden Monate von seinem Posten zurückziehen und als Seniormitglied in den Verwaltungsrat aufrücken. Der Investmentbanker gilt als Verfechter der Firmenkultur von Goldman Sachs und setzt sich als Co-Vorsitzender des zuständigen Komitees dafür ein, die Partner des Hauses stärker miteinander zu vernetzen sowie aktuelle und künftige Führungskräfte zu formen.

Solomon hob in seinem Memo die Bedeutung Espositos als Recruiter und Mentor hervor. So engagiert er sich im Kuratorium der Brown University und im Beirat der Tuck School of Business an der Renommieruniversität Dartmouth.

Ambition auf Höheres vermutet

Allerdings wurden dem scheidenden Manager, dessen Sparte künftig von seinen bisherigen Co-Chefs Ashok Varadhan und Dan Dees geführt wird, auch Ambitionen auf den Spitzenposten innerhalb der Bank oder zumindest auf die Rolle als Präsident nachgesagt.

Der Abschied von Esposito erfolge, nachdem er seine Aussichten dabei als gering eingeschätzt habe, berichten Insider. Der seit 2018 amtierende Solomon soll gegenüber anderen Spitzenkräften geäußert haben, keine Pläne für einen Rückzug vom Vorstandsvorsitz zu hegen.

Mit dem COO und Präsidenten John Waldron ist indes mindestens ein aussichtsreicher Nachfolgekandidat medial stark präsent. Auch Vermögensverwaltungschef Marc Nachmann hat bedeutend an Einfluss gewonnen und soll für die Rolle in Betracht kommen, während Espositos Co-Spartenchef Dees wohl ebenfalls gute Aufstiegschancen besitzt.

Derweil haben über das vergangene Jahr zahlreiche Spitzenkräfte das Haus verlassen, darunter mit Julian Salisbury der Chief Investment Officer der Vermögensverwaltung und mit Dina Powell McCormick die für die Beziehungen von Goldman zu Staatsfonds zuständige Managerin.

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