Sportmediziner mit Geschäftssinn
Von Thilo Schäfer, MadridVor den besten Kliniken der Gruppe Quirónsalud versammeln sich häufig Kamerateams und Reporter, denn die medizinische Betreuung dort ist unter Elitesportlern und anderen Promis sehr beliebt. Spaniens Königin Letizia brachte im Hospital Ruber Internacional, das vor zwei Jahren erworben wurde, ihre beiden Töchter zur Welt. Der Vorsitzende und Gründer der Gruppe, Víctor Madera, tritt dagegen selten in der Öffentlichkeit in Erscheinung.Der bislang letzte bekannte Auftritt war die Eröffnung eines Ausbildungszentrums im Juni. Das liegt auch daran, dass er seit Jahren in London residiert. Der Vater von drei Töchtern wurde 1962 in Asturien, im Norden Spaniens, geboren. Seine Ausbildung als Mediziner führte ihn unter anderem in die USA wo er sich auf Sportmedizin spezialisierte. Danach machte er einen Master in Führung von Unternehmen im Gesundheitsbereich an der staatlichen Escuela Nacional de Sanidad in Madrid.Die erste Berufserfahrung sammelte Madera beim Roten Kreuz. Zusammen mit CVC Capital Partners gründete er später Ibérica de Diagnósticos y Cirugía (IDC) und übernahm 1998 Recoletas, eine Privatklinik in Kastilien-La Mancha, die von der Auslagerung von Patienten aus dem überlasteten öffentlichen Gesundheitssystem profitierte. Fortan baute Madera das System privater Kliniken, die Abkommen mit dem öffentlichen System machten, weiter aus. Anfang des Jahrhunderts gelang der Einstieg bei zwei der führenden und renommiertesten Krankenhäuser des Landes, der Fundación Jiménez Díaz in Madrid und dem Hospital General de Cataluña in Barcelona, wodurch IDC zum führenden privaten Klinikbetreiber im Lande aufstieg.Die Privatisierungspolitik der vergangenen Jahre, vor allem in den konservativ regierten Regionen Madrid, Valencia und Katalonien, nutzte IDC zu weiterem Wachstum und Zukäufen. Der Appetit der Finanzinvestoren für die Privatisierung der Gesundheitsversorgung kam natürlich nicht bei jedermann gut an und IDC stand mitunter heftig in der Kritik. In den Medien wurde Madera auch schon als “Schattengesundheitsminister” bezeichnet.Im Jahr 2005 verkaufte CVC ihren Anteil an die schwedische Capio. Madera blieb weiterhin mit der Führung des Unternehmens betraut. Gerade einmal sechs Jahre später stieg CVC erneut ein und übernahm den Anteil von Capio an IDC für 900 Mill. Euro. Die Fusion mit Quirón, der Nummer 2 im spanischen Markt, im Jahr 2014 machte die Gruppe dann zum dominierenden Branchenführer mit einem Anteil von zuletzt 14 %. Seit einem Jahr suchte CVC nach einer Möglichkeit, das Investment in der neuen Quirónsalud zu Geld zu machen, entweder durch einen Börsengang oder einen Verkauf. Mit Fresenius wechselt nun erneut der Eigentümer. Víctor Madera soll aber weiterhin an der Spitze des einst von ihm gegründeten Unternehmens bleiben.