Sportstars profilieren sich als Investoren
Von Alex Wehnert, Frankfurt
Sie haben sich im Kampf um den Rennsieg in der Formel1 in spektakuläre Überholmanöver gestürzt, in Wimbledon zermürbende Rasenschlachten geliefert oder ihr Team in den NBA-Play-offs zu Comebacks geführt – und stecken ihren Ehrgeiz nun in die Geldanlage: Sportstars machen zunehmend als Investoren auf sich aufmerksam.
Einem breiten deutschen Publikum ist insbesondere Nico Rosberg durch seine Auftritte in der Fernsehshow „Die Höhle der Löwen“ als Geldgeber aus der Welt des Sports bekannt. Der Ex-Rennfahrer hat sich nach seinem Abschied aus der Formel1 im Jahr 2016 neu orientiert und legt den Fokus auf Nachhaltigkeit. So ist er unter anderem beim Flugtaxihersteller Lilium und dem Ladestationen-Spezialisten Chargepoint eingestiegen.
Starke Zielorientierung
Auch Tennis-Ass Serena Williams ist als strategische Investorin bekannt, mit ihrer Firma Serena Ventures will sie Diversität in der Start-up-Welt fördern. Zum Portfolio gehören über 50 Gesellschaften, der Fokus liegt auf Unternehmen, die sich in einem frühen Stadium befinden. Um den Unternehmer- und Investorengeist vieler Athleten zu erklären, ziehen Beobachter gerne psychologische Faktoren heran. Die Beratungsgesellschaft EY macht in einer Studie, die sich auf weibliche Sportstars bezieht, unter anderem das hohe Selbstbewusstsein, die große Widerstandsfähigkeit und starke Zielorientierung der Athletinnen für ihren Erfolg verantwortlich.
Die Wirkung dieser Attribute ist schwer messbar. In zahlreichen Fällen dürfte sich auch der von Basketball-Ikone Shaquille O’Neal formulierte Ansatz wirksam gezeigt haben. Der Ex-NBA-Star setzt seine Prominenz nach eigener Aussage gezielt ein, um früh einen Zugang zu vielversprechenden Unternehmen zu erhalten – so positionierte er sich bei Wachstumswerten wie Google, lange bevor diese an die Börse gingen.
Tennislegende Roger Federer folgt wohl einer ähnlichen Strategie und beteiligte sich im vergangenen Jahr Berichten zufolge mit 50 Mill. Dollar an dem Sportschuhentwickler On Running, der ihm das Sneaker-Modell „The Roger“ widmete. Das Unternehmen hat laut Marktbeobachtern davon profitiert, dass im Zuge der Pandemie mehr Menschen das Joggen für sich entdeckt hätten. On verfügt weltweit inzwischen über 7800 Vertriebspartner und eröffnete im vergangenen Dezember eine Vorzeigefiliale in New York. Laut Insidern plant das Unternehmen für Herbst ein Initial Public Offering (IPO). Federer könnte dabei absahnen: Bei der jüngsten Finanzierungsrunde war On mit 2 Mrd. Dollar bewertet worden, laut Berichten dürfte die Schuhfirma bei einem Börsengang eine Bewertung zwischen 4 Mrd. und 6 Mrd. Dollar anstreben.
Enorme Einkünfte durch Sneaker erzielt auch Michael Jordan. Der wohl beste Basketballer aller Zeiten unterhält eine enorm lukrative Partnerschaft mit dem Sportartikelriesen Nike, der seit Mitte der 1980er Jahre die Schuhreihe „Air Jordan“ produziert. Der US-Konzern soll dem ehemaligen Shooting Guard der Chicago Bulls laut dem Magazin „Forbes“ für seine Rolle als Markenbotschafter seither über 1,3 Mrd. Dollar gezahlt haben. Sein Gesamtvermögen von Stand März 1,6 Mrd. Dollar speist sich aber auch aus einer äußerst aktiven Unternehmertätigkeit, durch die er zum Vorbild für andere Basketball-Investoren wie Shaquille O’Neal wurde. So investiert er in kleinere Unternehmen wie den Kopfhörerproduzenten Muzik, eine seiner erfolgreichsten Anlagen war aber wohl die mehrheitliche Übernahme der Charlotte Hornets im Jahr 2010 für 175 Mill. Dollar. Heute ist das NBA-Franchise 1,5 Mrd. Dollar wert.
Jordan hält sich offenbar an die Maxime, Geld in Unternehmen zu stecken, zu denen er einen Bezug hat und deren Aussichten er gut einschätzen kann. Andere Athleten, die sich mit ihren Investitionen außerhalb ihrer Expertise bewegen, landen damit hingegen häufig Misserfolge. So zum Beispiel American-Football-Star Tom Brady, der Anfang Mai angab, in Bitcoin investiert zu haben. Damals war die Cyberdevise noch über 56000 Dollar wert, in den zwei Monaten darauf rutschte der Kurs unter die Marke von 30000 Dollar.