Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Ex-DWS-Chef Wöhrmann
Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Ex-DWS-Chef Wöhrmann
Von Jan Schrader, Frankfurt
Gut ein Jahr nach der ESG-Razzia in den Räumen von Deutscher Bank und DWS gerät der damalige Chef der Fondsgesellschaft weiter unter Druck: Die Staatsanwaltschaft leitete laut „Handelsblatt“ gegen Asoka Wöhrmann ein förmliches Ermittlungsverfahren ein. Die Zeitung beruft sich auf „mehrere mit dem Sachverhalt vertraute Personen“. Wöhrmann stehe unter dem Verdacht des Kapitalanlagebetrugs. Die Ermittler gingen mit der damaligen Razzia dem Verdacht auf systematische Falschaussagen zur nachhaltigen Kapitalanlage (Greenwashing) nach. Kurz danach trat Wöhrmann zurück.
Die Staatsanwaltschaft bestätigte auf Nachfrage, gegen eine Kapitalanlagegesellschaft und eine Person zu ermitteln, ohne die DWS und Wöhrmann beim Namen zu nennen. Die DWS äußerte sich nicht zum Bericht. Sie betont aber weiterhin, dass sie zu ihren Finanzveröffentlichungen und Fondsprospekten stehe. Der Anwalt des Managers erklärte, dass umfassende interne Untersuchungen der DWS bereits im Jahr 2022 „keinerlei Anhaltspunkte für ein Fehlverhalten meines Mandanten ergeben“ hätten.
Aufsichtsrat sieht kein Fehlverhalten
Der Aufsichtsrat der DWS hatte bereits im Jahr 2021, also vor der Razzia im Mai 2022, eine Untersuchung in Auftrag gegeben und „keine Belege“ für damals schon laut gewordene Vorwürfe gefunden, wie im jüngsten Geschäftsbericht von März zu lesen ist. Auch nach der Razzia habe ein Sonderausschuss „keine Sachverhalte“ erkannt, die eine weitere Prüfung erforderlich gemacht hätten.
Im vergangenen Jahr hatte die DWS dem Manager neben einer Gesamtvergütung von 5,57 Mill. Euro auch eine Abfindung in Höhe von 8,15 Mill. Euro gewährt, was unter Aktionären für Kritik sorgte. Als Manager ist Wöhrmann weiter präsent: An der Spitze der Immobilienspezialistin Patrizia ist er als designierter CEO gesetzt. Er dürfte auf Gründer und Firmenchef Wolfgang Egger nachfolgen.
Verhandlungen über Bußgeld
Derweil steuert die DWS als Gesellschaft womöglich auf ein Bußgeld zu. Laut „Handelsblatt“ verhandelt das Haus mit der Staatsanwaltschaft. Ursprünglich hatten die Strafverfolger demnach eine „sehr hohe Millionensumme“ gefordert. Mittlerweile schraubten die Ermittler die Summe laut Bericht herunter. Im Raum stehe nun ein einstelliger oder „nicht so hoher“ zweistelliger Millionenbetrag. Auch hier beruft sich die Zeitung auf Insiderangaben. Die DWS erklärt, die in den Raum gestellten Summen seien „rein spekulativ“, bleibt sonst aber vage. Es sei nicht absehbar, wann das Verfahren endet.