Wirtschaftskriminalität

Staatsanwaltschaft klagt zwei weitere Wirecard-Vorstände an

Die Pleite der Wirecard AG und die Machenschaften rund um den früheren Zahlungsdienstleister ziehen zwei weitere Anklageerhebungen gegen ehemalige Vorstände nach sich. Es geht ausschließlich um Untreue.

Staatsanwaltschaft klagt zwei weitere Wirecard-Vorstände an

Anklage gegen ehemalige Wirecard-Vorstände

mic München

Zwei weitere Ex-Vorstände von Wirecard sind von der Münchner Staatsanwaltschaft angeklagt worden. Die Ermittler werfen dem früheren Finanzvorstand Alexander von Knoop und der ehemaligen Produktentwicklungsvorständin Susanne Steidl drei Fälle von Untreue vor. Von Knoop soll in einem weiteren Fall Beihilfe zur Untreue geleistet haben. Beide hätten Kredite an Geschäftspartner „ins Blaue hinein“ und ohne genauere Prüfung genehmigt: „Durch all diese Untreuehandlungen entstand der Wirecard AG ein Schaden von mehreren Hundert Millionen Euro.“

Ex-Finanzchef in Unkenntnis

Die Ermittler beschränken sich auf den Vorwurf der Untreue. Dem früheren Vorstandschef Markus Braun und zwei weiteren früheren Managern, die seit Dezember 2022 in München nach dem Zusammenbruch des Zahlungsdienstleisters schon vor Gericht stehen, wird dagegen ein Milliardenbetrug vorgeworfen.

Über eine mögliche Terminierung der Hauptverhandlung im Fall von Knoop/Seidl werde die 12. Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts München I entscheiden, erklärte die Staatsanwaltschaft. Die Anwälte von Knoops betonten, dieser habe zu keinem Zeitpunkt während seiner Tätigkeit Kenntnis von etwaigen Machenschaften zum Nachteil der Wirecard AG gehabt. Er habe zu keiner Zeit die Absicht oder auch nur die Vorstellung gehabt, Wirecard-Gesellschaften bei seinem Handeln zu schädigen. Die Anwaltskanzlei, die Steidl vertritt, äußerte sich nicht zu der Anklageerhebung.

Im Blickpunkt stehen mehrere Kredite vor allem an die Singapurer Firma Ocap. Im Jahr 2017 habe sie 10 Mill. Euro von der Wirecard Bank erhalten, deren Vorstand von Knoop damals war. Bei der Erhöhung des Darlehens auf 40 Mill. Euro am späten Nachmittag des 23. Dezember 2019 habe der Vorstand keinen förmlichen Beschluss gefasst und auch keine Unterlagen beigezogen, nachdem Wirecard-Vorstand Jan Marsalek ihnen geschrieben habe. Dazu die Ankläger: „Vielmehr stimmten die beiden Angeschuldigten dem per E-Mail übermittelten nichtssagenden Vorschlag des anderweitig Verfolgten Marsalek binnen einer halben Stunde ohne nähere Prüfung unmittelbar zu.“ Weitere Kredite wie ein Darlehen über 100 Mill. Euro seien später gefolgt.