PERSONEN

Stadlers Verteidiger übt sich in Wutrede

sck - Am zweiten Tag der Hauptverhandlung im Mammut-Strafprozess gegen vier frühere Audi-Manager hat der Verteidiger von Ex-Vorstandschef Rupert Stadler sich über den Verfahrensablauf beklagt. Sein Anwalt warft der Justiz laut dpa-afx ein "grob...

Stadlers Verteidiger übt sich in Wutrede

sck – Am zweiten Tag der Hauptverhandlung im Mammut-Strafprozess gegen vier frühere Audi-Manager hat der Verteidiger von Ex-Vorstandschef Rupert Stadler sich über den Verfahrensablauf beklagt. Sein Anwalt warft der Justiz laut dpa-afx ein “grob unfaires” Verfahren vor. Er forderte den Angaben zufolge, das Verfahren gegen sein Mandanten abzutrennen. Nur weil Stadler “als Galionsfigur dabei sein musste”, müsse er jetzt zwei Jahre lang mit drei Motorentwicklern vor Gericht stehen, echauffierte er sich vor Gericht. Die drei Ingenieure sind angeklagt, zusammen von 2008 an die Manipulation von Dieselmotoren für Autos in den USA und Europa veranlasst zu haben.Die Staatsanwaltschaft wirft dem früheren CEO der Ingolstädter Volkswagen-Tochter vor, von 2015 an den Verkauf dieser Fahrzeuge in Europa nicht gestoppt zu haben. Die Strafermittler beschuldigen ihn, von dem berechneten Schaden von insgesamt 3,3 Mrd. Euro unmittelbar 27,5 Mill. Euro zu verantworten (vgl. BZ vom 1. Oktober). “Das ist ein völlig anderes Verfahren, künstlich daran angehängt”, so der Strafverteidiger. Bei der Verlesung der Anklage hätten die Strafermittler Stadlers Namen erst nach fünf Stunden erwähnt. Sein Mandant werde eklatant rechtswidrig schlechter behandelt als andere Angeklagte. Dutzende Zeugen könnten ihre Aussage in diesem ersten Strafprozess im Audi-Komplex verweigern, weil sie derzeit selbst noch Beschuldigte seien. Die Rechte der Verteidigung würden systematisch beschnitten, die ganze Anklage sei in “Schieflage”, die “erhobenen Vorwürfe unzutreffend”, so der Anwalt. “Alles von oben bestimmt”Im weiteren Prozessverlauf zeichnet sich derweil ein Schlagabtausch zwischen den drei anderen Angeklagten ab. So übten sich die Mitangeklagten Wolfgang Hatz, Ex-Vorstand von Porsche und früherer Chef der Audi-Motorenentwicklung, sowie sein ehemaliger Untergebener, der Dieselmotoreningenieur Zaccheo Giovanni Pamio, vor Gericht in gegenseitige Schuldzuweisungen. In einer Erklärung seiner Verteidiger gab der Italiener seine Beteiligung am Abgasbetrug zu, sah sich aber in der Rolle eines untergeordneten Befehlsempfängers: “Alles wurde von oben bestimmt”, sagte sein Anwalt Walter Lechner. Der Rechtsbeistand von Hatz bezichtigte Pamio der Lüge. “Herr Hatz hat derartiges nicht gebilligt”, und er hätte das auch “niemals geduldet”, sagte dieser laut dpa-afx. Er, Hatz, habe Manipulationen nie veranlasst.Unterdessen gestand der ehemalige Leiter der Audi-Abgasnachbehandlung, manipuliert zu haben. Er und seine Kollegen hätten die Schummelsoftware eingesetzt, sagte sein Verteidiger. Die Tricksereien seien das Ergebnis einer “schleichenden Entwicklung” gewesen: Das Diesel-Entwicklerteam habe erkannt, dass es vermeintlich unverrückbare Vorgaben von anderen Teams und von Vorgesetzten nicht erfüllen konnte. Um die Vorgaben dennoch zu erreichen, hätten die Entwickler Abschalteinrichtungen eingebaut. Druck habe dabei die VW-Kultur erzeugt.