Trumps Ex-Finanzminister

Steven Mnuchin wird bei wichtigen Deals zum Zünglein an der Waage

Der ehemalige US-Finanzminister Steven Mnuchin verwaltet mit seinem Hedgefonds Liberty Strategic große Mittel aus dem Nahen Osten. Diese will er nun für aufsehenerregende Deals einsetzen.

Steven Mnuchin wird bei wichtigen Deals zum Zünglein an der Waage

Ex-Treasury-Chef Mnuchin mischt Hedgefonds-Markt auf

Von Alex Wehnert, New York

Steven Mnuchin gefällt sich in der Rolle des Retters. Bereits in der Subprime-Krise 2008 gab sich der spätere US-Finanzminister als Architekt einer Neugestaltung im amerikanischen Bankensektor: So führte er die Investorengruppe IMB Holdco an, zu der auch die prominenten Milliardäre Michael Dell und George Soros gehörten, und kaufte von der Einlagensicherung FDIC für 13,65 Mrd. Dollar die Überreste der Indymac Bank – die gerade einen der größten Zusammenbrüche in der Geschichte der Vereinigten Staaten hingelegt hatte.

Mnuchin schuf auf den Ruinen des Instituts die Onewest Bank, die in der Folge mit ihrem harten Vorgehen bei Zwangsvollstreckungen gegen Hypothekenschuldner für Kontroversen sorgen sollte und inzwischen in der führenden US-Regionalbank First Citizens Bancshares aufgegangen ist. Letztgenanntes Institut rückte 2023 als neue Eignerin von Assets und Krediten der kollabierten Silicon Valley Bank an den globalen Finanzmärkten in den Fokus. Derweil verschaffte die Krise unter Amerikas mittelgroßen Banken auch Mnuchin die nächste Gelegenheit, in die Rolle des Retters zu schlüpfen.

Strategische Kapitalspritze für Regionalbank

Mit seiner Private-Equity-Firma Liberty Strategic Capital agierte der 61-Jährige im März als Ankerinvestor für New York Community Bancorp (NYCB). Bei einer mehr als 1 Mrd. Dollar schweren Kapitalspritze für das Geldhaus aus Long Island, das schwer unter seinem hohen Exposure gegenüber dem Gewerbeimmobilienmarkt litt, schoss Liberty Strategic 450 Mill. Dollar zu. Mnuchin trat bei der Rettungsaktion für NYCB als Wortführer der Investorengruppe auf, zu der auch Hedgefonds wie die von Branchengröße Kenneth C. Griffin geführte Citadel gehörten.  

Nach der Transaktion sei „ausreichend Kapital“ vorhanden, sollte eine neue Aufstockung der Reserven nötig werden, um die Deckungsquoten von NYCB auf Niveaus zu führen, die mit jenen größerer US-Banken vergleichbar seien oder diese überträfen, betonte er im Stile eines Verwaltungsratschefs. Nach der Kapitalspritze agiert Mnuchin als „führender unabhängiger Direktor“ des Geldhauses, seinen Verbündeten Joseph Otting installierte er als Chairman und CEO.

Konstante unter Trump

Mnuchin und Otting arbeiteten bereits während der Präsidentschaft Donald Trumps eng zusammen – Ersterer als Treasury-Chef, Zweitgenannter als Rechnungsprüfer der Währung und damit als Kontrolleur des nationalen Kreditwesens. Beide zählten dabei zu den wenigen Regierungsoffiziellen, die ihre Amtszeit unter Trump nahezu vollständig erfüllten – wobei Mnuchin als Unterstützer einer protektionistischen Wirtschaftspolitik eine prominente Rolle einnahm. Zu seinem Erbe zählen zudem Steuersenkungen für obere Einkommensklassen, die Investmentberater wie das Commonwealth Financial Network als zusätzliche Belastung für den US-Haushalt kritisieren.

Nach dem Ende der Trump-Präsidentschaft suchte Mnuchin, der seine Investmentkarriere 1985 bei Goldman Sachs begann, dort in die Fußstapfen seines einflussreichen Vaters Robert trat und später zum Chief Information Officer des New Yorker Geldhauses aufstieg, wieder Anschluss in Dealmaker-Kreisen. Der Absolvent der Renommieruniversität Yale, der zu Studienzeiten Porsche fuhr und im historischen Taft-Hotelgebäude in New Haven, Connecticut, wohnte, rief Liberty Strategic ins Leben und zog Mittel von Staatsfonds aus dem Nahen Osten an.

TikTok-Deal im Blick

Mit der NYCB-Kapitalspritze hat Mnuchin sich wieder ins Rampenlicht gespielt – und peilt nun neue aufsehenerregende Deals an. Im Frühjahr kündigte der Republikaner an, ein Konsortium zur Übernahme des umstrittenen Videodienstes TikTok zusammenstellen zu wollen. US-Präsident Joe Biden ordnete im laufenden Jahr per Gesetz einen Zwangsverkauf oder ein Verbot der von der chinesischen Bytedance kontrollierten App an, diesbezüglich laufen politische und rechtliche Streitigkeiten. Mnuchin sieht indes wohl die Chance, sich gegenüber zahlreichen Social-Media-Nutzern als Retter ihrer Lieblingsplattform zu positionieren.

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