Swiss Life mit neuer Führung auf altem Kurs
Swiss Life mit neuer Führung auf altem Kurs
Von Daniel Zulauf, Zürich
Swiss-Life-Chef Patrick Frost kündigt seinen Abschied an – vorläufig. Der 55-Jährige will seine derzeitige Funktion als CEO im Mai an Finanzchef Matthias Aellig übergeben, um 2026, nach zweijähriger Auszeit, in den Verwaltungsrat zurückzukehren. Die Vermutung liegt auf der Hand, dass der Basler in dem Aufsichtsgremium für das Amt des Präsidenten vorgesehen ist. Der aktuelle Verwaltungsratsvorsitzende Rolf Dörig erreicht 2027 die statutarische Altersgrenze von 70 Jahren.
Bestätigen mochte die langfristige Ämterplanung bei Swiss Life zwar niemand, aber die Spekulation wurde auf einer kurzfristig einberufenen Medienkonferenz auch nicht dementiert. Die Reaktion der Börse deutet an, dass eine Präsidenten-Rochade nach dem beschriebenen Drehbuch auch die von den Aktionären bevorzugte Variante wäre.
Die Aussicht, dass Frost dem Schweizer Lebensversicherer während der nächsten zwei Jahre gänzlich abhandenkommen wird, scheint den Investoren jedenfalls so sehr missfallen zu haben, dass der Aktienkurs in einem gut gehaltenen Gesamtmarkt zeitweise fast 2% verlor. Das hohe Ansehen, das Patrick Frost in der Investorengemeinde genießt, hat gute Gründe. 2014 wechselte der Manager von der Position als Investmentchef in die Rolle des CEO, wo er den im Lauf der Jahre zunehmend unbeliebt gewordenen Ex-McKinsey-Berater Bruno Pfister beerbte. Weder Dörig noch Pfister vermochten dem Unternehmen positive Impulse zu geben. Man verzettelte sich unter anderem mit der milliardenschweren Übernahme des deutschen Strukturvertriebes AWD, die Swiss Life nebst großen finanziellen auch beträchtliche personelle Ressourcen gekostet hatte.
Unter Frost ging es auch an der Börse plötzlich steil aufwärts. In einem betont nüchternen Stil setzte er auf eine rationale und für alle Investoren einfach nachvollziehbare Strategie, in der es keine offensichtlichen Großrisiken wie die AWD-Übernahme gab. Frost setzte bei der Verwaltung der Kapitalanlagen frühzeitig auf Immobilien, was sich insbesondere in der Zeit der Negativzinsen ab Anfang 2015 als sehr gute Entscheidung erwies.
Auf Grundlage der erworbenen Kompetenzen als Immobilieninvestor positionierte sich Swiss Life alsbald erfolgreich als Assetmanagerin für institutionelle Drittkunden. Die wachsenden Gebühreneinnahmen aus diesem Geschäft vermochten die im Negativzinsumfeld schwindende Ertragskraft des angestammten Lebengeschäfts mehr als auszugleichen. Inzwischen ist Swiss Life mit einer Marktkapitalisierung von fast 17 Mrd. sfr im Swiss Market Index der 20 wertvollsten Unternehmen an der Six Swiss Exchange. Es wird erwartet, dass Matthias Aellig und sein künftiger CFO Marco Gerussi Frosts Kurs beibehalten.