Tabula rasa bei Ceconomy
Von Annette Becker, DüsseldorfDer Aufsichtsrat des Elektronikhändlers Ceconomy hat in einer außerordentlichen Sitzung die Weichen für den Neuanfang gestellt. Der Vorstandsvorsitzende Pieter Haas verlässt das Unternehmen mit sofortiger Wirkung – “im gegenseitigen Einvernehmen”, wie es heißt. Der ebenfalls in die Kritik geratende Finanzchef Mark Frese bleibt hingegen bis zur Berufung eines Nachfolgers. Verständigt hat man sich jedoch schon auf die einvernehmliche Aufhebung seines Arbeitsvertrags. Zusammen mit Compliance-Vorstand Dieter Haag Molkenteller soll Frese zunächst die Fäden zusammenhalten.Während die beiden verbliebenen Vorstandsmitglieder Haas` Aufgaben in der Holding interimistisch übernehmen, tritt Ferran Reverter Planet die Nachfolge von Haas an der Spitze der Media-Saturn-Holding an. Haas hatte diese Rolle bislang in Personalunion inne. Der Spanier Reverter arbeitet seit 2002 für Media-Saturn und hat sich in dieser Zeit nach oben gearbeitet. Unter seiner Führung wurde die spanische Landesgesellschaft transformiert. Auch der Turnaround in Italien und die Neuausrichtung der Aktivitäten in den Niederlanden werden ihm zugeschrieben. Seit 2015 gehört er der Geschäftsführung der Media-Saturn-Holding als Chief Operating Officer an.Haas hatte 2001 bei Media Saturn Nederland als Mitglied der Geschäftsführung angeheuert und war in der holländischen Landesgesellschaft 2006 zum Vorsitzenden der Geschäftsführung aufgestiegen. 2008 wechselte der heute 55-Jährige in die Geschäftsführung der Ingolstädter Holding. Von dort führte ihn der Weg 2013 in den Vorstand der Metro Group, wobei er die Zuständigkeit für Media-Saturn behielt.Angesichts der neuerlichen Gewinnwarnung Anfang voriger Woche hatte Aufsichtsratschef Jürgen Fitschen keine andere Wahl. Zu groß war der Druck der Großaktionäre, die teils öffentlich auf personelle Veränderungen pochten. Auch wenn zu dem Abstimmungsverhalten im Kontrollgremium nichts nach außen drang, dürfte der Entscheidung eine langwierige Diskussion vorausgegangen sein. Erst am Samstagmorgen um 3 Uhr ging die Ad-hoc-Mitteilung zu den personellen Veränderungen im Vorstand auf den Draht.Dass mit Austausch des Führungspersonals schnell wieder Ruhe einkehrt, ist jedoch nicht zu erwarten. Die wiederholten Prognoserevisionen haben zu einer tiefen Vertrauenskrise am Kapitalmarkt geführt. Daran dürfte sich so schnell nichts ändern, auch wenn der SDax-Wert am Montag in der Spitze um gut 5 % zulegte. Diese Einschätzung untermauern zahlreiche Analysten, die empfehlen, die Finger von der Aktie zu lassen. Unstrittig ist, dass das Unternehmen vor einem tiefgreifenden Umbau steht. Strategisch allerdings hat Haas nach Einschätzung von Fitschen den richtigen Kurs eingeschlagen. Es hapert bislang allerdings an der Umsetzung.