Talktalk-Chefin tritt ab

Von der Chefin zur Abwicklerin

Tristia Harrison wird ihr Amt als CEO von Talktalk im kommenden Frühjahr niederlegen. Vorher zerlegt sie die ehemalige FTSE-250-Gesellschaft noch in drei Teile. Für das Firmenkundengeschäft wird ein Käufer gesucht.

Von der Chefin zur Abwicklerin

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hip London

Tristia Harrison (50) wird ihr Amt als CEO des britischen Breitbandanbieters Talktalk Anfang kommenden Jahres niederlegen. Die mit 1,1 Mrd. Pfund verschuldete Gesellschaft wird in drei Teile aufgespalten. Harrison übernahm 2017 den Chefsessel. Unter ihrer Vorgängerin Dido Harding machte Talktalk 2015 durch einen der schwerwiegendsten Hackerangriffe von sich reden, die es bis dahin gegeben hatte. Angeblich wurde an den IT-Sicherheitsvorkehrungen gespart. Unter Führung der Studienkollegin des ehemaligen Premierministers David Cameron wurde Talktalk auch zwei Mal mit dem „Hölzernen Löffel“ für den schlechtesten Kundendienst ausgezeichnet, der von der „Money Mail“ vergeben wird. Harrison, die schon beim Start von Talktalk mit von der Partie war, führte das Retailgeschäft, bevor sie CEO wurde. Nun soll sie einem Board vorsitzen, das die „Transformation“ (sprich: Zerschlagung) bis März 2024 zum Abschluss bringt. Dann soll es drei eigenständige Gesellschaften geben: Retail mit 2,4 Millionen Breitbandkunden, das Firmenkunden- und das Großhandelsgeschäft. Harrison will dann dem Board des Großhandelsgeschäfts angehören, das dem „Telegraph“ zufolge „Platform X“ genannt wird.

Nach der Zerschlagung ist vieles möglich: Seit März versucht das unter seiner Schuldenlast ächzende Unternehmen die Firmenkundensparte Talktalk Business Direct zu verkaufen, die mehr als 80.000 Mittelstandskunden zählt. Anfangs war in der City von einem Preis von 200 Mill. Pfund die Rede. Mittlerweile spricht man von 150 Mill. Pfund. Nachdem Sky offenbar kein Interesse mehr hat, ist wohl nur noch die Daisy Group von Matthew Riley als möglicher Käufer im Rennen.

Käufer für Firmenkundengeschäft gesucht

Harrison ist sozial engagiert. Derzeit sitzt sie dem Board of Trustees der Obdachlosenhilfsorganisation Crisis vor. Vor zwei Jahren teilte sie den Talktalk-Mitarbeiterinnen mit, dass das Unternehmen die Kosten für Hormonersatztherapie übernimmt. Dabei wird der in den Wechseljahren entstehende Hormonmangel durch Medikamente ausgeglichen. Harrison sagte, wolle Frauen auf diese Weise in der Belegschaft halten.

Ewiger Übernahmekandidat

Talktalk wurde 2010 aus Carphone Warehouse ausgegliedert. Gründer und Executive Chairman Charles Dunstone nahm das Unternehmen 2021 mit dem Finanzinvestor Toscafund für 1,1 Mrd. Pfund von der Börse. Er wollte die ehemalige FTSE-250-Gesellschaft eigentlich an Virgin Media O2 verkaufen. Doch daraus wurde nichts. Auch Gerüchte über angebliche Übernahmeabsichten von Vodafone und Sky bewahrheiteten sich am Ende nicht.

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