Taxonomie-Berater in verkleinerter Besetzung
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Die EU-Kommission hat ihr Beratergremium zur umstrittenen Taxonomie verkleinert und teils umbesetzt. Dies geschehe „im Einklang mit den neuen Prioritäten“ der EU-Plattform für nachhaltige Finanzen, teilt eine Kommissionssprecherin auf Anfrage mit. Zur neuen Vorsitzenden der Expertengruppe hat die EU-Kommission Helena Viñes Fiestas von der spanischen Finanzmarktaufsicht ernannt. Manche Mitglieder wie Jörg Ladwein von der Allianz sind für zwei weitere Jahre an Bord geblieben, viele ausgeschieden und einige neu hinzugekommen.
Kritik an EU-Kommission
In der Platform on Sustainable Finance kommen Fachleute aus Wirtschaft, Finanzen, Behörden, Wissenschaft und Zivilgesellschaft zusammen. Ihr Rat fließt in die Ausgestaltung der Taxonomie ein, die Unternehmen und Finanzinstituten, Anlegern und Investoren Kriterien für grüne Finanzprodukte an die Hand gibt. Für Wirbel sorgte die EU-Kommission, indem sie Gas und Atomkraft in die Taxonomie aufgenommen hat. Diese Entscheidung sorgte vor einem Jahr für viel Kritik.
Auch die von der EU-Kommission beauftragte Expertengruppe distanzierte sich. Allianz-Vertreter Ladwein, Regional Chief Investment Officer des Versicherungskonzerns, sagte in einem hauseigenen Interview: „Unserer Meinung nach stellt der Vorschlag eine Abweichung von dem wissenschaftlich fundierten und evidenzbasierten Prinzip dar, das in der EU-Taxonomieverordnung verankert ist.“ Dass daraufhin das EU-Parlament keinen Einspruch erhoben hat, findet Ladwein „bedauerlich“.
Einschließlich Ladweins gehören künftig 28 Mitglieder der Plattform für nachhaltige Finanzen an. Vorher waren es 50. Durch die Verkleinerung sollten die Beratungen effizienter werden, erklärte eine Sprecherin der EU-Kommission. Die neue Zusammensetzung solle für ein ausgewogenes Verhältnis von spezifischem Fachwissen und vertretenen Interessen sorgen. Außerdem bestehe die Möglichkeit, bei Bedarf zusätzliche Experten hinzuzuziehen.
EU-Finanzmarktkommissarin Mairead McGuinness hat der Beratergruppe ein neues Mandat für zwei Jahre erteilt: „Die Plattform wird sich auf die Benutzerfreundlichkeit konzentrieren, um die Umsetzung unserer ehrgeizigen Agenda für nachhaltige Finanzen zu verbessern.“ McGuinness zufolge sind die Experten außerdem dafür zuständig, „die Kriterien der Taxonomie im Einklang mit den neuesten technologischen Entwicklungen“ weiterzuentwickeln und zu aktualisieren.
Insgesamt hat die EU-Kommission fünf Vertreter der Finanzindustrie berücksichtigt. Neben Ladwein kommen sie vom europäischen Bankendachverband EBF, vom französischen Versicherungskonzern Axa sowie von den Großbanken Crédit Agricole und SEB. Vertreten sind ferner die Aufsichtsbehörden EBA, EIOPA und ESMA, die EU-Förderbank EIB und dessen Investmentfondsableger EIF.