Teamviewer-CEO Oliver Steil geht in die Verlängerung
Teamviewer-CEO Steil ist
nach dem Höhenflug geerdet
sar Frankfurt
Von Sabine Reifenberger, Frankfurt
Oliver Steil hat bei Teamviewer die Wende geschafft: Der seit 2018 amtierende CEO, dessen Vorstandsstuhl vor einem Jahr alles andere als fest verankert schien, bekommt bei dem Spezialisten für Fernwartungssoftware einen neuen Vertrag bis Oktober 2028.
Noch vor einem Jahr hätten wohl die wenigsten auf einen solchen Vertrauensbeweis gewettet. Schon der Start in Steils zweite Amtszeit war von einer Gewinnwarnung überschattet. Im Herbst 2021 wurde sein Vertrag um drei Jahre verlängert, während der damalige CFO Stefan Gaiser seinen Rückzug ankündigte.
Harte Kritik von Petrus Advisers
Seitdem kommt Teamviewer an der Börse nicht richtig vom Fleck. Die Aktie, die zu ihren besten Zeiten um die 50 Euro wert war, hat die 20-Euro-Marke seit zwei Jahren nicht mehr überschritten. Im vergangenen November schließlich ging der aktivistische Investor Petrus Advisers in einem öffentlichen Schreiben mit Steil hart ins Gericht. Insbesondere die Entscheidung, jährlich zweistellige Millionenbeträge in teure Verträge für Sport-Sponsorings bei Manchester United und in der Formel 1 zu stecken, fiel negativ auf CEO Steil zurück. Petrus Advisers sah darin „ein Zeichen von Hybris und schlechtem Urteilsvermögen“.
Dass Steil dennoch auf seinem Posten bleibt, dürfte daran liegen, dass er sich seit dem öffentlichen Rüffel um Schadensbegrenzung bemüht. Die Aktionäre wurden mit Aktienrückkäufen besänftigt, und noch im Dezember 2022 kündigte Teamviewer an, den vorzeitigen Ausstieg aus dem hochpreisigen ManU-Hauptsponsoring zu suchen.
Allein der prominente Platz auf dem Trikot der Fußballer kostet dem Vernehmen nach derzeit rund 50 Mill. Euro jährlich. Von der Saison 2024/25 an können die Göppinger das Hauptsponsoring an die Qualcomm-Marke Snapdragon abtreten und auf ein kleineres Sponsorenpaket wechseln.
Die Konstante im Vorstand
Steil soll das Unternehmen nun „durch die nächste Wachstumsphase“ navigieren und Kontinuität an der Spitze sicherstellen, sagte Aufsichtsratschef Ralf Dieter. Seine Vorstandskollegen sind allesamt noch recht neu im Amt: CFO Michael Wilkens wurde im September 2022 bestellt, Chief Commercial Officer Peter Turner im Juli 2022, Chief Product & Technology Officer Mei Dent im August dieses Jahres.
Die Zeiten von Höhenflügen und Marketing-Exzessen sollen nun jedenfalls vorbei sein, man gibt sich bei Teamviewer mittlerweile bodenständig. Es gehe darum, „kontinuierlich Wert zu schaffen“, betont Aufsichtsratschef Dieter. Dafür wird Steil in seiner neuen Amtszeit mit strategischen Impulsen sorgen müssen. Die angekündigte Reduzierung des Sport-Sponsorings hat der Aktie bislang noch keinen nachhaltigen Aufwärtstrend beschert. Steil will sich nach eigener Aussage in den kommenden fünf Jahren „besonders auf Innovation und Technologieführerschaft konzentrieren“.
Lukrative Beteiligung
Für den einst von Großaktionär Permira eingesetzten Steil hat sich das Engagement bei Teamviewer zumindest finanziell bereits gelohnt. Steil und der damalige CFO Gaiser hatten im Rahmen des Teamviewer-Börsengangs im September 2019 Beteiligungen an einer Wertsteigerung des Unternehmens vereinbart und waren über ein Management-Equity-Participation-Programm engagiert. Steil verzeichnete dadurch laut Geschäftsbericht 2019 eine Gesamtvergütung von mehr als 41 Mill. Euro, im Jahr 2020 waren es fast 72 Mill. Euro.
Teamviewer kann ManU-Sponsoring reduzieren
Teamviewer wartet auf den Befreiungsschlag
Diese Schwachstellen sieht Petrus Advisers bei Teamviewer