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Tech-Investoren fahren zum Snowboarden nach Ottawa

Von Stefan Paravicini, New York Börsen-Zeitung, 20.5.2017 Es ist die etwas andere Erfolgsgeschichte von zwei Internetpionieren in Nordamerika. Die Handlung spielt nicht im Silicon Valley, sondern in der kanadischen Hauptstadt Ottawa. Es geht nicht...

Tech-Investoren fahren zum Snowboarden nach Ottawa

Von Stefan Paravicini, New YorkEs ist die etwas andere Erfolgsgeschichte von zwei Internetpionieren in Nordamerika. Die Handlung spielt nicht im Silicon Valley, sondern in der kanadischen Hauptstadt Ottawa. Es geht nicht um Surfbretter, sondern um Snowboarden. Und während die meisten der sogenannten Einhörner aus dem Silicon Valley – Start-ups mit einer Bewertung von mehr als 1 Mrd. Dollar – in den vergangenen Jahren das Licht der öffentlichen Kapitalmärkte gescheut haben, notiert Shopify bereits seit Mai 2015 in Toronto und New York an der Börse, wo die 2006 gegründete Firma mittlerweile eine Marktkapitalisierung von mehr als 7 Mrd. Dollar auf die Waage bringt.Die Hauptfiguren der Geschichte, Tobias Lütke (36) und Daniel Weinand (36), stammen aus Deutschland. Dass die beiden Mitgründer von Shopify, die kurz nach dem Platzen der Dotcom-Blase in Kanada ankamen, innerhalb von zehn Jahren zu den Aushängeschildern der kanadischen Internetszene aufsteigen würden, war damals allerdings nicht abzusehen. Beide kamen nicht zuletzt der Liebe wegen nach Kanada. Hier hatten beide in Urlauben ihre späteren Frauen kennengelernt. Hierher kamen sie unabhängig voneinander zurück, weil ihre Frauen in die Heimat zurückkehren wollten. Lütke, der seit 2008 als CEO von Shopify die Verantwortung trägt, ließ sich 2002 in Kanada nieder. Weinand, der als Chief Creative Officer firmiert, folgte wenige Jahre später. Aus Snowdevil wird ShopifyDie Idee für Shopify entstand aus Lütkes und Weinands erstem unternehmerischem Gehversuch, einem Online-Händler für Snowboards und die zugehörige Ausrüstung mit dem Namen Snowdevil, der 2004 an den Start ging. Die Jungunternehmer stellten allerdings bald fest, dass es ziemlich frustrierend sein kann, einen eigenen Online-Laden aufzubauen und zu betreiben. Die verfügbare Software war kostspielig und komplex, erinnerte sich Lütke im Börsenprospekt zum IPO vor zwei Jahren. Die Idee für eine Plattform, die vor allem kleineren Anbietern den Einstieg in den Online-Handel erleichtert, war geboren. Die Snowboardhändler sattelten 2006 zu Softwareunternehmern um, waren zunächst aber weiterhin auf Snowdevil angewiesen, um ihr Start-up finanzieren zu können.Vier Jahre später brachten die beiden die erste Finanzierungsrunde mit externen Investoren unter Dach und Fach. Ende 2013 sammelte Shopify in der dritten Runde 100 Mill. Dollar zu einer Bewertung von knapp 1 Mrd. Dollar unter Führung des Venture-Capital-Arms des kanadischen Pensionsfonds OMERS ein. Im Mai 2015 folgte der Börsengang zu einer Bewertung von rund 1,3 Mrd. Dollar, die bis zum Ende des ersten Handelstages auf knapp 1,9 Mrd. Dollar angewachsen war.Seit Anfang des Jahres hat die Aktie ihren Wert noch einmal verdoppelt. Kein börsennotiertes kanadisches Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von mehr als 1 Mrd. kan. Dollar hat in dieser Zeit stärker abgeschnitten. Ein guter Zeitpunkt für eine Kapitalerhöhung, haben sich wohl auch Tobias Lütke und Daniel Weinand gedacht und bieten jetzt neue Aktien für umgerechnet rund 500 Mill. Dollar an, nachdem schon im August vergangenen Jahres neue Papiere für 330 Mill. Dollar ausgegeben wurden.