José María Álvarez-Pallete

Telefónica-Boss halbiert Schulden in fünf Jahren

José María Álvarez-Pallete feiert diesen Monat sein fünfjähriges Jubiläum als Vorsitzender von Telefónica. Am kommenden Freitag wird der 57-jährige Madrilene mit ziemlicher Sicherheit auf der Hauptversammlung des spanischen Telekomkonzerns im Amt...

Telefónica-Boss halbiert Schulden in fünf Jahren

Von Thilo Schäfer, Madrid

José María Álvarez-Pallete feiert diesen Monat sein fünfjähriges Jubiläum als Vorsitzender von Telefónica. Am kommenden Freitag wird der 57-jährige Madrilene mit ziemlicher Sicherheit auf der Hauptversammlung des spanischen Telekomkonzerns im Amt bestätigt. Er kann den Aktionären gute Nachrichten auftischen, denn am Mittwoch gab die britische Wettbewerbsbehörde CMA grünes Licht für den Zusammenschluss von O2, der Tochter der Spanier in Großbritannien, mit Virgin Media. Es handelt sich zwar nur um einen vorläufigen Beschluss, doch geht man in Madrid nun fest davon aus, dass die Operation bis Mitte des Jahres durch sein wird.

Der Deal mit Liberty Global, Mutter von Virgin Media, ist mit einem Wert von 36 Mrd. Euro nicht nur die größte Operation in der Amtszeit von Álvarez-Pallete, sondern auch die größte in der 100-jährigen Geschichte des früheren spanischen Staatsmonopolisten. Durch die Fusion entsteht nicht nur der größte Konkurrent für den Platzhirsch BT. Mit der Operation macht Telefónica einen weiteren Riesenschritt beim Abbau ihrer hohen Schulden.

Beim Amtsantritt von Álvarez-Pallete im April 2016 lagen die Verbindlichkeiten des Konzern bei unglaublichen 52 Mrd. Euro. Die Überlebensfähigkeit des Unternehmens stand auf dem Spiel. Es war die prioritäre Aufgabe des ehemaligen Finanzchefs von Telefónica, diese Last schnellstmöglich zu reduzieren. Ende 2020 betrugen die Nettoschulden 35 Mrd. Euro, das 2,8-Fache des Betriebsergebnisses (Ebitda). Mit der Fusion in Großbritannien und anderen noch nicht vollzogenen Operationen sinken die Verbindlichkeiten von Telefónica nun auf 26 Mrd. Euro. In seinen fünf Jahren hat Álvarez-Pallete den Schuldenberg also halbiert.

Der Volkswirt kam nach anderen Jobs schon 1999 zu Telefónica, wo er für die Finanzen und Lateinamerika zuständig war. César Alierta, langjähriger Vorsitzender mit exekutiven Funktionen, beförderte ihn 2012 zum CEO, bevor er vier Jahre später den Platz an der Spitze für Álvarez-Pallete frei machte.

Gleich zum Amtsantritt erlebte der neue Telefónica-Boss einen herben Rückschlag, als die Europäische Kommission den Verkauf der britischen Tochter an Hutchison Whampoa untersagte. Der Brexit machte dann Verkaufspläne oder einen Börsengang nicht leichter, bis man sich 2020 mit Liberty auf die Fusion mit Virgin Media einigte. Auch sonst machte Álvarez-Pallete reichlich Familiensilber zu Geld, etwa durch Verkäufe von Tochtergesellschaften in Mittelamerika. Bei der Infrastrukturtochter Telxius holte man sich die Investoren KKR und Pontegadea mit ins Boot.

Im November 2019 präsentierte Álvarez-Pallete einen radikalen Konzernumbau, die „Nueva Telefónica“, den er unbescheiden eine „Revolution“ nannte. Die Spanier konzentrieren sich auf ihre vier Kernmärkte: Spanien, Brasilien, Deutschland und Großbritannien. Die übrigen Beteiligungen in Lateinamerika stehen seitdem zur Disposition. Unter dem Vorsitzenden wurde jedoch nicht nur verkauft. Kürzlich übernahm Telefónica Teile des brasilianischen Mitbewerbers Oi. Außerdem investieren die Spanier viel Geld in Glasfasernetze, oft mit Partnern wie der Allianz in Deutschland.

Álvarez-Pallete betont bei jeder Gelegenheit mit Stolz, dass Spanien ein größeres Glasfasernetz hat als Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Italien zusammen. Die geplanten massiven Investitionen in die Digitalisierung im Zuge des wirtschaftlichen Wiederaufbaus nach der Corona-Pandemie böten daher eine enorme Chance für sein Heimatland. „Das ist die erste technologische Revolution, bei der Spanien einen Spitzenplatz belegt“, sagte Álvarez-Pallete vor Tagen.

Außer den Revolutionen haben die Aktionäre von Telefónica in den letzten Jahren wenig Grund zur Freude gehabt. Der Kurs ist seit dem Amtsantritt des Vorsitzenden vor fünf Jahren um 60% eingebrochen. Im Februar kündigte Álvarez-Pallete die Senkung der Dividende von 0,40 auf 0,30 Euro an, was seiner Meinung nach im internationalen Vergleich immer noch gut sei. Seine Wiederwahl kommenden Freitag dürfte dadurch jedoch nicht gefährdet sein.