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Tiktok-Gründer Zhang gibt Chefrolle ab

Zhang Yiming, der Gründer, CEO und Chairman des chinesischen So­cial-Media-Giganten Bytedance, ist blitzgescheit, steinreich und dennoch äußerst bescheiden im öffentlichen Auftreten. Das hat ihm im Reich der Mitte viel Sympathie eingebracht. Dennoch...

Tiktok-Gründer Zhang gibt Chefrolle ab

Von Norbert Hellmann, Schanghai

Zhang Yiming, der Gründer, CEO und Chairman des chinesischen So­cial-Media-Giganten Bytedance, ist blitzgescheit, steinreich und dennoch äußerst bescheiden im öffentlichen Auftreten. Das hat ihm im Reich der Mitte viel Sympathie eingebracht. Dennoch sind immer wieder Fragen aufgekommen, ob der nicht als sonderlich entscheidungsfreudig geltende Zhang genügend Rückgrat besitzt, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern.

Übergabe an Weggefährten

Es gilt das derzeit weltweit potenziell wertvollste Start-up an eine Börse in New York oder Hongkong zu bringen und fortan möglichst rücksichtlos alle Monetisierungschancen zu nutzen, die sich dem Betreiber des sensationell erfolgreichen Tiktok-Dienstes durch den Ausbau zur Super-App mit E-Commerce-Funktionen und eigenem Zahlungssystem bieten. Und es gilt sowohl Chinas laufende Internetregulierungskampagne einigermaßen ungeschoren zu überstehen wie auch mit den latenten sicherheitspolitischen Anfeindungen des Tiktok-Dienstes durch Washington fertig zu werden.

Am Donnerstag sind all diese Fragen klar beantwortet worden, und zwar vom Chef selber. In einem Brief an die Belegschaft kündigt Zhang an, dass er bis zum Jahresende die CEO-Rolle abgeben wird und sich mithin aus dem Tagesgeschäft zurückzieht. Er will sich künftig vor allem langfristigen Strategiefragen, der Unternehmenskultur sowie Social-Responsibility-Belangen widmen, heißt es in dem Brief. Die Bytedance-Regie soll aber in vertrauten Händen bleiben, der Staffelstab wird nämlich an Liang Rubo weitergegeben. Der gegenwärtige Personalchef von Bytedance ist nicht nur ein Mitgründer, sondern auch engster Weggefährte von Zhang. Die beiden hatten sich als Studenten der Computerwissenschaften an der Nankai University in der Großstadt Tianjin bereits ein Zimmer geteilt und noch vor der Gründung von Bytedance als Jungentrepreneure die Immobilienwebseite 99fang.com aufgezogen. Liang ist dem chinesischen Publikum bislang gänzlich unbekannt, das dürfte sich nun rasch ändern.

An der Rolle des Bytedance-Chairmans will Zhang als künftiger Strategiedenker übrigens festhalten, sie ist nicht zuletzt durch einen Stimmrechtsanteil von über 50% an Bytedance unterlegt. Wie viel Kapitalanteile Zhang an Bytedance hält, ist nicht öffentlich bekannt, es wird aber auf einen Anteil zwischen 20% und 30% getippt. Angesichts einer impliziten Marktbewertung von Byte­dance, die Analysten auf 200 bis 300 Mrd. Dollar taxieren, darf man Zhang damit getrost zu den fünf reichsten Männern in China zählen.

Rückzug der Superreichen

Vor Zhang stehen auf Chinas Reichenliste bezeichnenderweise mit Jack Ma und Colin Huang zwei Tech-Entrepreneure, die ähnliche Rückzugsmanöver angetreten haben. Alibaba-Gründer Ma (56) ist beim E-Commerce-Riesen bereits ausgestiegen und sondiert auch einen Rückzug beim Fintech-Konzern Ant Group. Huang (41) wiederum hatte kürzlich mit der Entscheidung, den von ihm aufgezogenen Onlinehändler Pinduoduo komplett zu verlassen, für eine kleine Sensation gesorgt, an die Zhang nun nahtlos anknüpft.