Tiktok verliert nächste Schlüsselfigur im Kampf gegen ein US-Verbot
Tiktok verliert nächste US-Schlüsselfigur
Die chinesische Kurzvideo-App Tiktok verliert nach dem Weggang einer hochrangigen Sicherheits-Führungskraft nun auch noch ihren Chief Operating Officer (COO). Vanessa Pappas, die seit fünf Jahren bei der Bytedance-Tochter tätig ist und die das Unternehmen zuletzt öffentlich vor Spionagevorwürfen in den USA verteidigt hatte, habe sich entschieden, zurückzutreten, teilte Tiktok-CEO Shou Zi Chew der Belegschaft am Donnerstag mit. Pappas wolle sich wieder auf ihre unternehmerischen Leidenschaften fokussieren und werde dem Unternehmen weiterhin privat als strategische Beraterin zur Seite stehen, hieß es weiter.
Die ehemalige Youtube-Managerin war Ende 2018 zu Tiktok gestoßen, die Chief-Operating-Officer-Rolle bekleidete sie seit zwei Jahren. Hatte sich die Australierin zunächst einen Namen als Stimme und Förderin derjenigen gemacht, die auf Tiktok Inhalte erstellen, so galt sie im Zuge der wachsenden Skepsis über die Datensicherheit der Plattform in den USA dort bald schon als eine Art öffentliches Aushängeschild des Unternehmens. Im September vergangenen Jahres sagte sie im Namen von Tiktok vor dem US-Kongress aus und erklärte dort, dass das Unternehmen “in keinster Weise” von der chinesischen Regierung beeinflusst sei. Ob dies auch für den Mutterkonzern Bytedance gilt, war ihren Aussagen allerdings nicht zu entnehmen. Es war das erste Mal, dass sich eine Tiktok-Führungskraft öffentlich den Fragen von US-Abgeordneten stellte.
Die Sorgen der US-Politiker waren zuvor erneut von einem Medienbericht befeuert worden, dem zufolge Bytedance-Mitarbeiter zwischen September 2021 und Januar 2022 mehrfach Zugriff auf sensible US-Nutzerdaten hatten. In Washington fürchtete man, dass diese Daten zu Spionagezwecken an die chinesische Regierung weitergegeben werden könnten. In der Vergangenheit hatte der ehemalige US-Präsident Donald Trump aus dem Grund mehrfach versucht, die App verbieten zu lassen, scheiterte damit jedoch. Tiktok hat die Weitergabe der Nutzerdaten an Peking zwar regelmäßig bestritten. Im März hatte die US-Regierung unter Joe Biden Bytedance dennoch aufgefordert, Tiktok abzuspalten, und erneut mit einem landesweiten Verbot gedroht. Derweil erließ Montana jüngst als erster US-Bundesstaat ein Komplettverbot der App. Tiktok reichte dagegen Klage ein.
Pappas ist nicht die einzige bedeutende Managerin, die Tiktok mitten in dieser schwierigen Lage den Rücken gekehrt hat. Erst im Mai hat auch der US-Leiter für Vertrauen und Sicherheit Eric Han das Unternehmen verlassen. In seiner Rolle war er vor allem dafür zuständig, die US-Regierung davon zu überzeugen, dass Tiktok sicher ist. Einen langfristigen Nachfolger hatte Tiktok zu dem Zeitpunkt noch nicht ausgemacht.
Nachfolger von Pappas soll nun der bisherige Tiktok-Stabschef Adam Presser werden. Mit Zenia Mucha, einer langjährigen Disney-Managerin, konnte das Unternehmen zugleich auch einen Neuzugang vermelden. Sie übernehme die neu geschaffene Rolle der Marken- und Kommunikationschefin. Tiktok hatte sich zur Besetzung des Top-Managements schon einmal bei dem Mickey-Maus-Konzern bedient. Pappas Vorgänger, Kevin Mayer, kam ebenfalls von Disney. Er war wegen des politischen Drucks rund um Tiktok nach nur wenigen Monaten zurückgetreten.