EU-Kommission

Timmermans will Ministerpräsident werden

Frans Timmermann geht zurück in die Niederlande. Der Vizepräsident der EU-Kommission will dort bei der Parlamentswahl als Spitzenkandidat der Sozialdemokraten und der Grünen antreten.

Timmermans will Ministerpräsident werden

Timmermans will Regierungschef werden

fed Frankfurt

Eigentlich ist Frans Timmermans prädestiniert für einen europäischen Spitzenposten. Er spricht Deutsch, Englisch, Französisch und Italienisch nicht nur fließend, sondern beherrscht diese Sprachen so gut, dass er sich mit Wortwitz und Hintersinn auszudrücken vermag. Zudem kann er sich auf Russisch verständigen – und, unnötig zu sagen, natürlich in seiner Heimatsprache Niederländisch. Auch ist der 62-jährige Sozialdemokrat durch seine Arbeit im Auswärtigen Amt, zwischenzeitlich als niederländischer Außenminister in der Regierung von Jan Pieter Balkenende und in Botschaften diplomatisch geschult. Schließlich verfügt er über einen breiten Erfahrungsschatz in grundsätzlichen politischen Themen – von der Sicherheitspolitik über Bürgerrechte bis hin zum Klimaschutz. Insofern scheint sein aktueller Posten, nämlich als Vizepräsident der EU-Kommission, eigentlich wie gemacht für ihn.

Diese Position wird Timmermans nun aufgeben. Im Fernsehen kündigte er an, bei den vorgezogenen Parlamentswahlen nach dem Rücktritt des rechtsliberalen Amtsinhabers Mark Rutte als Spitzenkandidat der Liste von Sozialdemokraten und Grünen antreten zu wollen, die ungewöhnlicherweise dieses Mal gemeinsam auf Stimmenfang gehen. „Ich möchte Ministerpräsident werden, weil ich denke, dass wir anders Politik machen können als in den vergangenen Jahren, dass wir eine gerechtere Gesellschaft schaffen können, in der der Markt den Menschen dient und nicht umgekehrt”, wird Timmermans von Reuters zitiert. Erwartet wird, dass – wie es Usus ist – der Vizepräsident spätestens im Herbst aus der EU-Kommission ausscheidet, um in den Wahlkampf in seinem Heimatland zu ziehen.

“Fransrapid”

Im Austausch mit Journalisten ist Timmermans lebhaft und pointiert. Wegen seiner Schlagfertigkeit genießt er in seiner Heimat den Spitznamen „Fransrapid“. Doch er ist eben nicht nur ein Mann des schnellen Worts, sondern auch der wohlbedachten Ansprache. Innerhalb der EU-Kommission hat der Niederländer deshalb vor allem die besonders sensiblen Themen betreut, etwa die Kontroversen mit Ungarn und Polen über Rechtstaatlichkeit.

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