Neuer britischer Staatssekretär

Timpson-CEO will britische Gefängnisse leeren

Der neue britische Premierminister Keir Starmer hat die Verantwortung für die Gefängnisse des Landes einem Sozialreformer übertragen: James Timpson, dem Chef der gleichnamigen Schuhreparaturkette.

Timpson-CEO will britische Gefängnisse leeren

Timpson-CEO will Gefängnisse leeren

hip London

Die Ernennung von James Timpson (52) zum Staatssekretär im britischen Innenministerium hat viele politische Beobachter überrascht. Der Chef der gleichnamigen Schlüsseldienst- und Schuhreparaturkette soll sich um den Strafvollzug kümmern. Er ist zudem Vorsitzender des Prison Reform Trust, der sich für eine Verbesserung der Verhältnisse in den britischen Gefängnissen einsetzt.

Premierminister Keir Starmer verschafft ihm einen Sitz im House of Lords, um ihn in sein Kabinett zu holen. Timpson gilt als Sozialreformer und beschäftigt selbst ehemalige Strafgefangene. Sie machen rund ein Zehntel der Belegschaft der Kette aus, die unter seiner Führung seit 2002 auf mehr als 2.100 Filialen wuchs.

Wahlkampf war gestern

Im Wahlkampf setzte Labour noch auf Recht und Ordnung. Opfer von Straftaten müssten daran glauben können, dass Gerechtigkeit hergestellt und Kriminelle bestraft werden, heißt es im Wahlprogramm.

Timpsons Ernennung zeigt jedoch, dass man sich der Probleme in den überfüllten britischen Knästen wohl bewusst ist. Die Zahl der Strafgefangenen könnte bald100.000 erreichen, derzeit sind es mehr als 87.000. Die oft noch aus der viktorianischen Zeit stammenden Haftanstalten sind in einem erbärmlichen Zustand.

Strafjustiz am Abgrund

Die Prison Governors' Association, die mehr als 95% der Führungskräfte im britischen Strafvollzug vertritt, rief die neue Regierung auf, sich unverzüglich an deren Lösung zu machen. Die Strafjustiz befinde sich am Rande des Abgrunds.

„Wir brauchen eine mutige Regierung“, sagte Timpson vor dem Regierungswechsel. Sie müsse akzeptieren, dass man es sich nicht leisten könne, für 4 Mrd. bis 6 Mrd. Pfund Gefängnisse zu bauen, um noch mehr Häftlinge unterzubringen. Für ihn sind die Niederlande ein gutes Modell für eine Reform des Strafvollzugs.

Nur ein Drittel am richtigen Ort

Ein Drittel der Strafgefangenen sollte aus seiner Sicht auf jeden Fall im Gefängnis sein. Ein weiteres Drittel sollte dort vielleicht nicht sein, brauche aber staatliche Hilfe, etwa wegen psychischer Erkrankungen. Diese Menschen kehrten immer wieder ins Gefängnis zurück. Und dann sei da noch ein Drittel, vor allem Frauen, für die ein Gefängnisaufenthalt einer Katastrophe gleichkomme. Das spricht für eine großangelegte Reform, für die man vor der Wahl nicht werben wollte.

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