Tina Müller geht zu Weleda
Tina Müller wird
Chefin von Weleda
lis Frankfurt
Die ehemalige Douglas-Chefin Tina Müller wechselt zum 1. Oktober an die Spitze des Schweizer Kosmetik- und Arzneimittelherstellers Weleda. Die 54-Jährige soll das internationale Geschäft ausbauen und den Wachstumskurs der gesamten Gruppe vorantreiben, teilte Weleda am Montag mit. Dafür verlegt Müller ihren ersten Wohnsitz in die Schweiz – die Zentrale von Weleda ist in der Nähe von Basel. Sie wolle bei Weleda "nachhaltiges, profitables Wachstum erreichen", sagte Müller selbst. „Wir freuen uns sehr, die Erfahrungen und die Expertise von Tina Müller mit dem Potenzial von Weleda zu verbinden“, sagte Thomas Jorberg, Präsident des Weleda-Verwaltungsrats.
Die 1921 gegründete Weleda hat ihren Hauptsitz in der Schweiz, ist durch Naturkosmetik bekannt geworden und beschäftigt rund 2.500 Mitarbeiter. Im vergangenen Jahr ging der Umsatz leicht auf knapp 414 Mill. Euro zurück, das Unternehmen schrieb mit einem operativen Verlust von 3,3 Mill. Euro rote Zahlen. Zum Vergleich: Müllers vorheriger Arbeitgeber Douglas kam zuletzt auf Erlöse von 3,65 Mrd. Euro und beschäftigt rund 18.000 Menschen. Weleda bezeichnet sich selbst als Weltmarktführer in Naturkosmetik und bei anthroposophischen Arzneimitteln. Gewinnmaximierung steht in dem Unternehmen nicht an oberster Stelle, es geht auch um Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit.
Müller hat langjährige Erfahrung in der Kosmetik- und Konsumgüterindustrie. Nach ihrem Studium in Trier und Lyon startete sie als Trainee bei L’Oréal Deutschland, von dort wechselte sie zu Wella. 1995 ging es zu Henkel, wo die Diplom-Kauffrau 17 Jahre in zahlreichen Managementpositionen arbeitete. Hier war die Marketingexpertin unter anderem für die erfolgreichste Markeneinführung in der jüngeren Geschichte verantwortlich: die Haarpflegelinie Syoss. Doch der Aufstieg in den Vorstand blieb ihr verwehrt. 2013 wechselte sie als Vorstand Marketing und Produkt zum Autobauer Opel. Mit der Kampagne "Umparken im Kopf" sorgte Müller dafür, dass die General-Motors-Tochter ihr angestaubtes Image los wurde.
Bei Douglas wurde die umtriebige Managerin 2017 CEO. Die Parfümeriekette war zwei Jahre zuvor von einem Private-Equity-Haus (Advent) zum nächsten (CVC) gewandert. Müller verschlankte das Filialnetz, optimierte den Webshop und die Verkäufe über Social Media. Dass die Online-Umsätze schnell gesteigert werden konnten, zahlte sich während der Lockdowns in der Pandemie aus. Im vergangenen Jahr verlor Müller dennoch ihren Chefposten, blieb Douglas aber als Aufsichtsrätin erhalten. Sie übergab ein Unternehmen, dessen operative Zahlen sich zwar nach oben entwickelt hatten, das aber unter einer immensen Verschuldung und hohem Finanzierungsaufwand ächzte. Zum Abschied gab es dennoch warme Worte von Aufsichtsratschef und Minderheitseigner Henning Kreke und dem Deutschland-Chef von CVC, Alexander Dibelius. Den Posten im Aufsichtsrat gibt Müller nun mit dem Wechsel in die Schweiz auf.