Bieterwettstreit droht

Toshiba-Chef tritt überraschend ab

Um den japanischen Technologiekonzern Toshiba könnte ein Bieterwettstreit entbrennen. Die Beteiligungsgesellschaft KKR sowie der Finanzinvestor Brookfield Asset Management erwägen ein Gebot für das Traditionsunternehmen, wie die Nachrichtenagentur...

Toshiba-Chef tritt überraschend ab

dpa-afx

– Um den japanischen Technologiekonzern Toshiba könnte ein Bieterwettstreit entbrennen. Die Beteiligungsgesellschaft KKR sowie der Finanzinvestor Brookfield Asset Management erwägen ein Gebot für das Traditionsunternehmen, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg am Mittwoch unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen berichtete. Zuvor hatte die „Financial Times“ über ein Interesse von KKR und Brookfield berichtet. Derweil trat der Toshiba-Chef Nobuaki Kurumatani überraschend zurück.

Dem Bloomberg-Bericht zufolge könnte eine KKR-Offerte Toshiba dabei höher bewerten als das 21 Mrd. Dollar schwere Angebot des Finanzinvestors CVC Capital von Anfang April. Die Toshiba-Aktien legten zuletzt um knapp 6% zu. Seit der CVC-Offerte summieren sich die Gewinne auf gut ein Viertel.

Wenngleich das Unternehmen keine­ Angaben zu den Gründen des Rücktritts von Kurumatani machte, kam es Medienberichten zufolge im Management zu einem Streit über die Übernahmeofferte von CVC Capital­. Der Manager war zuvor selbst für den Bieter CVC tätig und für den Asien-Pazifik-Raum zuständig. Zu seinem Nachfolger wurde Vorstand Satoshi Tsunakawa er­nannt. Der 65-Jährige­ ist seit 1979 bei Toshiba.

Die Übernahme durch einen nicht-japanischen Bieter müsste ohnehin unter Verweis auf die nationale Sicherheit von der Regierung in Tokio genehmigt werden. Da Toshiba in strategischen Bereichen wie Rüstung und Atomkraft stark ist, würde eine solche Transaktion sehr sorgfältig unter die Lupe genommen.

Die 1875 gegründete Unternehmensgruppe gehört zu den bekanntesten Namen der japanischen Wirtschaft. Der desaströse Ausflug in das US-Atomgeschäft und ein Bilanzskandal hatten Toshiba jedoch Mitte des vergangenen Jahrzehnts an den Rand des Abgrunds gebracht. Nach dem Skandal – laut einer Untersuchungskommission hatte der Konzern den Nettogewinn sieben Jahre lang durch Bilanztricksereien aufgebläht – und der Insolvenz von Wes­tinghouse Electric in den USA schrieb das einstige Vorzeigeunternehmen hohe Verluste. Es folgte eine harte Sanierung. Toshiba verkaufte die Mehrheit an der Speicherchip-Sparte. PCs und Fernseher stellt die Firma auch nicht mehr her. 2018 meldete der Konzern erstmals nach vier Jahren Gewinne. Toshiba rettete sich damals unter anderem durch einen milliardenschweren Aktienverkauf – doch dabei kamen auch zahlreiche Finanzinvestoren als Anteilseigner an Bord, mit denen das Management fortan immer wieder im Clinch lag.