Toshihiro Mibe wird CEO
Von Martin Fritz, Tokio
Japans drittgrößter Autobauer Honda kehrt zu einer alten Tradition zurück: Mit Toshihiro Mibe (59) steigt wieder der Leiter der Forschung und Entwicklung zum Konzernchef auf. Honda brach mit dieser Gewohnheit, als 2015 Takahiro Hachigo (61) zum CEO ernannt wurde. Der Ingenieur war zwar für Forschung und Entwicklung in Europa zuständig, aber an der Spitze der mächtigen R&D-Sparte nördlich von Tokio stand er nie. Im Gegensatz dazu gehört Mibe seit 2016 der R&D-Führung an und übernahm 2019 die Leitung.
Nach dem Sprung an die Konzernspitze zum 1. April will Mibe den Übergang in die Ära von elektrischen und autonomen Autos beschleunigen. „Ich weiß, was getan werden muss“, sagte er nach der Personalentscheidung. „Die Zeit ist entscheidend, besonders in diesen Tagen.“ Mibe kam 1987 zu Honda und gehörte zum Entwicklerteam des Hybridmotors, ab 2014 leitete er die Abteilung für Antriebsstränge. Bei der Festlegung der Ziele für die Elektrifizierung arbeitete er bereits eng mit Hachigo zusammen. Bis 2030 sollen zwei Drittel der Modellflotte elektrisch fahren. Die ersten Batterieautos sind in Vorbereitung, eine globale Plattform soll 2025 kommen.
Hachigo nutzte seine sechs Amtsjahre dafür, Honda für die neue Auto-Ära zu positionieren. Er verabschiedete sich von den hohen Absatzzielen seines Vorgängers Takanobu Ito und schraubte die Fertigungskapazitäten herunter. Werke in Japan, Großbritannien und der Türkei mussten schließen. Eine Fabrik in Argentinien stellte er auf Motorräder um. Dennoch schaffte der Hersteller im Jahr 2019 nur eine operative Marge von 2,9%. Auch als Reaktion auf die Pandemie erfolgte im Herbst dann der Ausstieg aus der Formel 1. Außerdem begann Hachigo die Herkulesaufgabe anzupacken, die Sparten für Vertrieb, Konstruktion, Entwicklung und Einkauf stärker zu integrieren.
Vor allem gab er das Credo von Gründer Soichiro Honda auf, alles allein zu machen, und ging eine Allianz mit General Motors ein. Im September kündigten die beiden Hersteller an, ein umfassendes Bündnis auszuloten. Es könnte von der gemeinsamen Entwicklung von Plattformen und Antriebssträngen über einheitliche Bauteile bis zur Zusammenlegung von Einkauf und Produktion in Nordamerika reichen. Da passt es gut, dass der designierte Chef mit General Motors gut vertraut ist. In den neunziger Jahren lieferte sein Team besonders abgasarme V6-Motoren an GM, später optimierte man gemeinsam Katalysatoren. „Ich werde Bündnisse und externe Experten verwenden, um schneller ans Ziel zu kommen“, kündigte Mibe an.