UBS-Chef Ralph Hamers erhält Archegos-Quittung
Von Daniel Zulauf, Zürich
UBS-Chef Ralph Hamers hat im vergangenen Jahr 11,5 Mill. sfr verdient, wie dem am Montag veröffentlichten Geschäftsbericht der größten Schweizer Bank zu entnehmen ist. Damit liegt das Salär des Niederländers 1,8 Mill. sfr unter jenem seines Vorgängers Sergio Ermotti. Die Differenz mag auf den ersten Blick überraschen, zumal die UBS 2021 mit einem Jahresgewinn von 7,5 Mrd. Dollar das drittbeste Ergebnis in der Geschichte des Finanzkonzerns ausweisen konnte.
Hamers muss seinen Teil der Verantwortung am Archegos-Verlust übernehmen. Auch die UBS hatte die irrwitzigen Aktienspekulationen des New Yorker Hedgefonds mit Krediten finanziert und damit 861 Mill. Dollar vor Steuern verloren. Der Verlust schadete auch der Reputation der Bank, weshalb die Konzernleitung nun eine Reduktion ihrer leistungsabhängigen Lohnkomponente hinnehmen musste. Während der gesamte Bonus-Pool der Bank im Berichtsjahr um 10% auf 3,7 Mrd. Dollar anwuchs, ging er für die Mitglieder der zwölfköpfigen Konzernleitung um 6 % auf 79,8 Mill. sfr zurück. Der Rückgang reflektiere die Verantwortung der Unternehmensleitung für diesen großen Verlust, heißt es im Geschäftsbericht.
Hamers wird die Einbuße locker verkraften können. Vor seinem Wechsel in die Schweiz im November 2020 hatte der 55-Jährige bei der niederländischen Großbank ING weniger als 2 Mill. Euro verdient. Seine Forderung nach einer Gehaltserhöhung auf 3 Mill. Euro löste in der Politik so viel Widerstand aus, dass die Bank darauf verzichtete, dem Wunsch ihres damaligen CEO nachzukommen.
In der Schweiz sind nicht nur die Managementlöhne substanziell höher als in den Niederlanden. Auch die Politik mischt sich in die Vergütungsdiskussionen der Firmen weniger ein. Allerdings hatten die Schweizer Bürger 2013 in einer international stark beachteten Volksabstimmung auch die „Abzockerinitiative“ zur Begrenzung von Managerlöhnen und zur Stärkung der Macht der Aktionäre gegen den Willen einer Parlamentsmehrheit und aller großen Wirtschaftsverbände mit fast zwei Dritteln der Stimmen angenommen.
Zum direkten Russland-Exposure nennt die Bank in ihrem aktuellen Geschäftsbericht einige Zahlen. So ist von einem Engagement gegenüber russischen Firmen und Privatpersonen im Umfang von netto 634 Mill. Dollar die Rede. Die Risikoexposition der Bank im Zusammenhang mit Krediten, die mit russischen Wertpapieren besichert sind, bezifferte UBS per Anfang März auf 200 Mill. Dollar. Zum gleichen Zeitpunkt seien Kredite von weniger als 10 Mill. Dollar an russische Privatkunden ausstehend gewesen, die mit den neuen internationalen Sanktionen belegt sind.
Das Kreditvolumen, für das die UBS russische Wertpapiere als Sicherheiten entgegengenommen hat, belief sich per Anfang März auf rund 200 Mill. Dollar. Zu dem für russische Privatkunden verwalteten Gesamtvermögen machte die Bank keine Angaben.
Nichts Neues findet sich im Geschäftsbericht zu der immer noch anhängigen Untersuchung der niederländischen Staatsanwaltschaft zu möglichen Verstößen von Hamers gegen die Anti-Geldwäsche-Gesetzgebung in den Niederlanden in seiner Zeit als ING-Chef.