Überraschender Chefwechsel bei Kühne + Nagel
Von Daniel Zulauf, Zürich
Der Logistikkonzern Kühne+Nagel kündigt überraschend einen Chefwechsel an. Der 59-jährige Manager Detlef Trefzger übergibt seinen Posten als CEO Ende Juli kommenden Jahres „aus privaten Gründen“ an den sieben Jahre jüngeren Stefan Paul, der seit 2013 in der Geschäftsleitung sitzt.
K+N hat sich unter Trefzger hervorragend entwickelt. Trotz zunehmender politischer Konflikte zwischen den größten Handelsnationen und einer deutlichen Abnahme der Dynamik im Welthandel, die bis zum Ausbruch der Pandemie zu Überkapazitäten und sinkenden Raten vor allem in der Seefracht führte, zeigte das Schweizer Unternehmen mit deutschen Wurzeln über die Jahre hinweg konstant hohes Wachstum.
Auch die Pandemie vermochte die Logistiker nicht zu bremsen. Die seit zwei Jahren andauernden Friktionen im Welthandel führten zwar auch bei K+N zu tieferen Frachtvolumina. Dafür aber kann der Konzern seine Leistungen viel teurer verkaufen, was Rekordgewinne zur Folge hat.
Trefzger war im März 2013 zu K+N gestoßen und nur wenige Monate später zum Konzernchef aufgestiegen. Seine Berufung löste ein Führungsproblem, das durch den unvermittelten Rücktritt von Reinhard Lange ausgelöst worden war. Unter Trefzger stieg der Wert der K+N-Aktien um fast 150%. Die Investoren reagierten wenig überraschend ziemlich schockiert auf die Ankündigung seines Rücktritts. Der Aktienkurs sackte um fast 6% auf 268 sfr ab.
Mit der Ernennung von Stefan Paul zum nächsten CEO will K+N Kontinuität signalisieren. Der Manager startete seine Karriere 1990 bei K+N, um von 1997 an in anderen Logistikkonzernen Erfahrungen zu sammeln. 2013 kehrte der 52-Jährige zu K+N zurück und übernahm dort die Verantwortung für die Landverkehre. Die kleinste Division bereitete im Logistikkonzern lange Zeit die größten Sorgen. Unter Paul gelang die Sanierung der Landverkehre, und er betrieb erfolgreich die Internationalisierung. Zu Pauls Verdiensten gehört unter anderem die in Asien lancierte und inzwischen auch in Europa eingeführte elektronische Buchungsplattform E-Trucknow, von der sich K+N eine Verbesserung der Produktivität und mehr Transparenz für die Kunden verspricht.
Das Beispiel passt exakt zum Erfolgsrezept von K+N der vergangenen Jahre: Der Konzern vertieft die Wertschöpfung und baut das Angebot an Logistiklösungen systematisch aus. Trefzger wird in der am Dienstag versandten Ad-hoc-Meldung für die „hervorragenden Ergebnisse“ unter seiner Führung gedankt. Es sei vorgesehen, dass er nach Abschluss seiner operativen Tätigkeit im Verwaltungsrat des Konzerns Platz nimmt.