Ulrich Hartmann 75
Von Andreas Heitker, DüsseldorfEiner der großen Energiemanager der vergangenen Jahrzehnte feiert am morgigen Mittwoch seinen 75. Geburtstag: Ulrich Hartmann, früherer Vorstands- und Aufsichtsratsvorsitzender von Eon. Mehr als 38 Jahre arbeitete er für Eon und den Vorgängerkonzern Veba. Nach der Hauptversammlung 2011 hatte Hartmann zusammen mit dem früheren Viag-Chef und späteren Eon-Co-Vorsitzenden Dr. Wilhelm Simson den Aufsichtsrat verlassen. “Die Väter von Eon treten ab”, hatte es damals von Aktionärsseite mit respektvollem Beifall und einigem Bedauern geheißen. Veba-Chef wie der VaterBereits Hartmanns Vater Alfred war in den sechziger Jahren Chef von Veba gewesen. 1973 startete dann “Hartmann junior” zunächst als Justiziar in dem Düsseldorfer Mischkonzern. 1993 stand er dann ebenfalls an der Vorstandsspitze von Veba. Er führte das Unternehmen nach der Liberalisierung der Energiemärkte mit der Münchener Viag zu Eon zusammen. In den ersten Jahren von 2000 bis 2003 führte Hartmann den neuen Konzern zusammen mit Simson und baute Eon in dieser Zeit zu einem reinrassigen Strom- und Gasunternehmen mit internationaler Ausrichtung um.In diese Zeit fielen milliardenschwere Zukäufe, vor allem der britischen Powergen und mit Ruhrgas auch des größten deutschen Gaskonzerns. Hartmann, der als führungsstark, aber auch als uneitler Pragmatiker galt, schaffte es, den Ruhrgas-Deal gegen zahlreiche Widerstände und mit Hilfe einer Ministererlaubnis durchzuboxen. Auf der anderen Seite standen in seiner Zeit an der Spitze auch zahlreiche milliardenschwere Verkäufe, von Veba Oel bis hin zur Chemietochter Degussa. Führungsstark und uneitelSein Führungsstil brachte Hartmann auch den Respekt der Arbeitnehmerschaft ein, die ihn für Fairness und Offenheit schätzte. Ihm sei es stets gelungen, auch die Mitarbeiter bei den großen Entscheidungen mitzunehmen, hieß es bei seinem Ausscheiden von Betriebsratsseite. Auch in seinen acht Jahren als Aufsichtsratsvorsitzender sei Hartmann der Garant für einvernehmliche Entscheidungen auch bei strittigen Themen gewesen. Gefragter BeraterHartmann war auch außerhalb der Energiewirtschaft immer ein gefragter Berater. Er hatte Aufsichtsratsmandate bei Henkel, der Lufthansa und der Münchener Rück. Nur an ein Amt wird er sich nur ungern erinnern: Denn in der Zeit des Niedergangs der Düsseldorfer Mittelstandsbank IKB war Hartmann bis April 2008 Aufsichtsratsvorsitzender des Instituts gewesen. Dort wurde ihm von Kritikern auch Versagen vorgeworfen, weil er nicht verhindert hatte, dass sich die IKB 2007 bei milliardenschweren Investments in US-Immobilienkreditverbriefungen kräftig übernahm.Sein letztes verbliebenes Amt, den Kuratoriumsvorsitz bei der RAG-Stiftung, hatte der Kunstliebhaber Hartmann vor einem Jahr aufgegeben. Gesundheitlich angeschlagen hat sich der Manager, der noch immer in Düsseldorf lebt, weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Für seinen Ruhestand hatte er auch schon bei seinem Ausscheiden bei Eon klare Wünsche geäußert: etwas mehr Zeit fürs Reisen und für die Familie.