Uni, Start-up, Aufsichtsrat

Was kommt nach der Lufthansa-Karriere?

Ehemalige Lufthansa-Vorständinnen arbeiten in Aufsichtsräten, gründen Firmen oder kehren an die Uni zurück.

Was kommt nach der Lufthansa-Karriere?

Will man die Frauen abzählen, die über die Jahre im Konzernvorstand der Lufthansa saßen, braucht man noch nicht einmal die Finger einer einzigen Hand. Es waren vier: Den Anfang machte im Jahr 2012 Simone Menne als Finanzvorständin, kurz danach folgte Bettina Volkens im bei der Lufthansa erfahrungsgemäß schwierigen Personalressort. 2020 stieg die damalige Chefin von Brussels Airlines, Christian Foerster, in die obere Führungsriege auf. Kurzzeitig saßen mit Menne und Volkens zwei Frauen im Vorstand, sonst gab es in den vergangenen 13 Jahren immer nur ein weibliches Mitglied. Menne wanderte 2016 zu Boehringer Ingelheim ab, Volkens musste nach einem eskalierten Tarifkonflikt Ende 2019 gehen. Christina Foerster fiel dem großflächigen Vorstandsumbau im vergangenen Jahr zum Opfer, damals zog die ehemalige Airbus-Managerin Grazia Vittadini als Chief Technology Officer in die Führungsetage ein.

Die drei ehemaligen Lufthansa-Vorständinnen haben der Luftfahrtbranche nach ihrem Abschied weitgehend den Rücken gekehrt. Menne ist mittlerweile nach der Etappe bei Boehringer Aufsichtsrätin unter anderem bei Henkel und Siemens Energy sowie Präsidentin der American Chamber of Commerce in Deutschland. Seit 2018 betreibt sie außerdem eine Galerie in ihrer Heimatstadt Kiel.

Auch Foerster widmet sich der Kunst, postete auf ihrem Linkedin-Profil unter anderem den Besuch der Biennale in Venedig. Bei ihrem Abschied bei der Lufthansa im vergangenen Sommer hatte sie angekündigt, sich nun auf den Weg zu „neuen Abenteuern“ zu machen, nach 20 Jahren bei der Fluggesellschaft. Ihr neuestes Abenteuer: Sie wird ab September 2025 am Istituto Marangoni in Mailand studieren.

Start-up-Gründerin Volkens

Sie schreibe sich für ein Masterstudium an der School of Fashion mit den Schwerpunkten Omni-Channel Management und E-Commerce ein, teilte sie bei Linkedin mit. Vor ihrer Zeit im Lufthansa-Vorstand hatte Foerster ihre Kleidung zum Teil selbst entworfen und genäht, wie sie im Gespräch mit der Börsen-Zeitung einmal erzählt hat. „Ich freue mich schon sehr und lerne fleißig Italienisch“, berichtet die 53-Jährige auf Nachfrage. Foerster hat in ihrer Karriere häufig Neuland betreten, führte beispielsweise als eine von wenigen Frauen eine Fluggesellschaft (Brussels Airlines).

Bettina Volkens war von 2013 bis 2019 im Vorstand der Deutschen Lufthansa
picture alliance/dpa | Christian Charisius

Die ehemalige Personalvorständin der Lufthansa, Bettina Volkens (61), ist nach ihrer Luftfahrtkarriere mittlerweile in der Start-up-Szene unterwegs. Immer noch gilt ihr Augenmerk Themen, mit denen sie sich auch als Personalverantwortliche beschäftigt hat. Die von ihr mitgegründete „Great2know“ will Firmen helfen, das Wissen von Mitarbeitern zu speichern, damit es nicht verloren geht. Sie selbst spricht von der Entwicklung eines Unternehmensgedächtnisses. Zuvor hatte Volkens mit anderen bereits die Beratungsgesellschaft Quintum gegründet. Die Managerin, die vor ihrer Lufthansa-Zeit bei der Deutschen Bahn gearbeitet hat, sitzt außerdem in den Aufsichtsräten von Bilfinger, Vossloh und Compugroup Medical.

Alte Bekannte

Ebenfalls sehr aktiv in Aufsichtsräten ist die frühere Lufthansa-CFO Menne (64). Herausfordernd dürfte derzeit auch ihr Amt als Präsidentin der American Chamber of Commerce in Deutschland sein, die sich für gute Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und den USA einsetzt. Anders als ihre Kolleginnen hat sie ihre Verbindungen zur Luftfahrtbranche nicht komplett gekappt. Denn Menne ist auch Gesellschafterin bei Caphenia, einem Hersteller von nachhaltigem Flugbenzin. Dort trifft sie übrigens auf alte Lufthansa-Bekannte, unter anderen Ex-CEO Christoph Franz.

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