Fast Retailing

Uniqlo-Chef Yanai bereitet seine Nachfolge vor

Erstmals seit 18 Jahren kommt es zu einem Stühlerücken in der Führung der japanischen Textilmarke Uniqlo. Der Gründer und CEO von Uniqlo will damit offenbar seinen möglichen Nachfolger testen.

Uniqlo-Chef Yanai bereitet seine Nachfolge vor

Uniqlo-Chef Yanai bereitet mit erstem Rückzug seine Nachfolge vor

Der japanische Textilriese Fast Retailing hat Daisuke Tsukagoshi mit Wirkung zum 1. September zum neuen Präsidenten und Chief Operating Officer für seine wichtigste Marke Uniqlo ernannt. Der 44-Jährige soll das internationale Wachstum dieser in Deutschland mit 10 Filialen vertretenen Textilkette beschleunigen. Tsukagoshi, derzeit CEO für das globale Geschäft von Uniqlo, tritt damit die Nachfolge von Tadashi Yanai an. Der 74-jährige Gründer und CEO von Fast Retailing bleibt aber Chairman und CEO von Uniqlo und behält das letzte Wort bei Management und Expansion. Laut der offiziellen Mitteilung will Yanai ein Managerteam schaffen, das das Unternehmen voranbringt. Die Ernennung von Tsukagoshi markiert den ersten Wechsel an der Spitze von Uniqlo seit 2005, als die Holding-Struktur entstand und Yanai sämtliche Chefposten selbst besetzte.

Hohe Ansprüche

Viele Beobachter gehen davon aus, dass Tsukagoshi nun der führende Kandidat für die Nachfolge von Yanai ist. Der mit Abstand reichste Japaner – seine Anteile an Fast Retailing sind laut Bloomberg aktuell 35 Mrd. Dollar wert – zeigt jedoch viel Ungeduld mit Managern und Mitarbeitern. „Ohne Wachstum darf ein Unternehmen nicht existieren“, lautet einer seiner Wahlsprüche, „Wer nicht schwimmen kann, soll untergehen“ ein anderer. Mit seinen hohen Ansprüchen tat er sich bislang schwer mit der Auswahl eines Nachfolgers.

Vor 21 Jahren versuchte Yanai es mit Genichi Tamatsuka, entließ ihn aber schon drei Jahre später und übernahm den Chefposten wieder selbst. Tamatsuka ist heute Chef des japanischen Süßwarenkonzerns Lotte. Yanais Söhne Kazumi und Koji sitzen seit fünf Jahren im Verwaltungsrat, aber ihr Vater erklärte mehrfach, dass er keinen von ihnen zum Präsidenten machen will. Die letzten Andeutungen zu seiner Nachfolge machte er im Juni 2019, als er Maki Akaida zur Chefin von Uniqlo Japan ernannte. Sie sei eine mögliche Nachfolgerin, sagte Yanai damals. Inzwischen gehört sie dem Vorstand nicht mehr an.

Der neue Uniqlo-COO kam 2002 direkt von der Universität zu Fast Retailing und wechselte so häufig die Posten, dass er bisher 18 Mal für seinen Arbeitgeber umzog. Seit September 2017 ist Tsukagoshi COO für Uniqlo in China und seit September 2020 CEO für Nordamerika. Seit dem Vorjahr kümmert er sich als globaler CEO um das internationale Tagesgeschäft. Sein größter Verdienst: Im Vorjahr schrieb Uniqlo in Nordamerika erstmals seit dem Markteintritt 2005 schwarze Zahlen. Bis 2027 soll Tsukagoshi nun die Zahl der US-Filialen auf 200 mehr als verdreifachen und einen Umsatz von 2 Mrd. Dollar mit 20% operativer Marge erreichen. Sollte er diese ehrgeizigen Ziele schaffen, hätte er sich in den Augen von Yanai für die Nachfolge wohl genügend bewährt.

Mit der Expansion in Nordamerika und in China soll Tsukagoshi dazu beitragen, den Umsatz von Fast Retailing binnen zehn Jahren auf 10 Bill. Yen (63 Mrd. Euro) zu verdreifachen. Das Ausland steuert bereits knapp 60% der Einnahmen bei. Auf diese Weise will Yanai die Dauerrivalen Inditex (Zara) und H&M endlich überholen. Fast Retailing verzeichnete kürzlich einen Umsatzsprung von 22% auf 2,1 Bill. Yen (13,3 Mrd. Euro) für die neun Monate bis zum 31. Mai, da sich das Geschäft in China nach dem Ende der Pandemie kräftig erholte. Im Gesamtjahr erwartet Fast Retailing nun Rekorde von 2,7 Bill. Yen Umsatz und von 370 Mrd. Yen (2,3 Mrd. Euro) operativem Gewinn.

mf Tokio
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