Nach nur einem Jahr und zehn Monaten wirft Ralf Hartings als Finanzvorstand von United Internet das Handtuch. Der Manager, der von der P&I AG zu dem Internet- und Telekommunikationskonzern gestoßen war, beende seine Tätigkeit auf eigenen Wunsch zum 31. März des neuen Jahres, teilte das MDax-Unternehmen mit. Sowohl Konzernchef und Mehrheitseigentümer Ralph Dommermuth als auch Aufsichtsratsvorsitzender Philipp von Bismarck bedauerten „diese Entscheidung“. Dommermuth dankte Hartings „im Namen des gesamten Aufsichtsrats für die sehr gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit der letzten Jahre“. Letzterer will sich nun einer „neuen beruflichen Herausforderung“ zuwenden.

Sein Nachfolger Carsten Theurer kommt von der Schwarz Gruppe, wo er über 20 Jahre in verschiedenen Positionen und zuletzt als Group CFO tätig war. Er habe das internationale Wachstum der Gruppe, deren Flaggschiff die Lebensmittelkette Lidl ist, im Handel begleitet und sei maßgeblich am Aufbau der eigenen Produktionsunternehmen beteiligt gewesen, heißt es weiter. Die Halbwertzeit der Finanzstände nimmt bei United Internet mittlerweile rapide ab.

Hartings Vorgänger Martin Mildner hatte es zuvor zwei Jahre und sieben Monate auf dem Chefsessel des Finanzressorts ausgehalten. Mildner war im April 2020 gekommen und begleitete den Weg der Hosting-Tochter Ionos an die Börse. Dann wechselte er als CFO zu ProSiebenSat.1. Der Jurist hatte zuvor ebenfalls auf eine langjährige Karriere in einem Unternehmen, nämlich bei der Otto Group, zurückgeblickt. Mildner war bei United Internet auf Frank Krause gefolgt. Der ehemalige Vodafone-Manager war der einzige unter den drei Finanzvorständen, der als Nachfolger von Norbert Lang immerhin seinen fünfjährigen Vertrag erfüllte.

United Internet ist seit einiger Zeit in der umsatzstarken Telekommunikationssparte in schwieriges Fahrwasser geraten. Nachdem Dommermuth die Übernahme des Konkurrenten Drillisch geglückt war, misslang fürs erste das ambitionierte Projekt, mit dem Erwerb einer 5G-Mobilfunklizenz selbst in die Liga der Netzbetreiber aufzusteigen. Der Netzaufbau verzögert sich dramatisch, die Aktie hat gegenüber ihrem Fünfjahreshoch bei 40,80 Euro mehr als 60% eingebüßt.