US-Hedgefonds im Wandel
Hedgefonds-Markt steckt im personellen Umbruch
Von Alex Wehnert, New York
Mehrere Größen im US-Markt für Risikovehikel treten demnächst kürzer. So gibt Hedgefonds-Manager Steve Cohen die Lenkungsrolle bei seinem Portfolio auf und will sich künftig auf strategische Herausforderungen seiner Firma Point 72 Asset Management sowie „die Förderung von Talenten“ konzentrieren, wie eine Sprecherin Mitte September mitteilte. Der 68-Jährige, der einem breiteren US-Publikum als Eigentümer des Baseball-Franchise New York Mets bekannt ist und mit seiner Gesellschaft rund 35 Mrd. Dollar verwaltet, bleibt allerdings Chairman, CEO und Co-Investmentchef – und sitzt damit fester im Sattel als seine Kollegen John Overdeck und David Siegel.
Die Gründer des 60 Mrd. Dollar schweren Quantitative-Trading-Riesen Two Sigma geben am 30. September die operative Leitung ab und wollen sich im Verwaltungsrat engagieren, während die neuen Co-CEOs Carter Lyons, bisher als Chief Business Officer für die Geschäftsabwicklung zuständig, und Scott Hoffman, zuletzt Spitzenanwalt der Investmentbank Lazard, die Kontrolle übernehmen.
Unfreiwilliger Rückzug
Der Abschied kommt dabei nicht freiwillig: Overdeck und Siegel, die einst mit ihren Familien in den gemeinsamen Urlaub fuhren, sind einander in tiefer Zwietracht verbunden – zuletzt erschwerten die Streitigkeiten zwischen dem Mathematiker und dem Informatiker Entscheidungen und wurden zur Ablenkung für die Firma. Im vergangenen Jahr legte Two Sigma die Folgen der Gründerfehde sogar in bei der Wertpapieraufsicht SEC eingereichten Dokumenten offen und warnte davor, dass sie infolge des Disputs Schwierigkeiten haben könnte, Personal zu halten. Tatsächlich haben sich mehrere hochrangige Mitarbeiter zuletzt Rivalen wie Citadel angeschlossen.
Two Sigma liefert zwar anhaltend robuste Resultate und kaum Signale dafür, dass Investoren ihre Mittel abziehen – allerdings ringt der Hedgefonds mit einem Trading-Skandal. Wie im vergangenen Jahr bekannt wurde, soll ein Mitglied des Research-Teams ohne Autorisierung Veränderungen an den Quant-Modellen der Investmentgesellschaft vorgenommen haben – angeblich mit dem Ziel, seine eigene Vergütung anzukurbeln. In der Folge erzielten einige Fonds des Hauses, in die auch Führungskräfte und Mitarbeiter von Two Sigma investieren, Übergewinne von 450 Mill. Dollar. Andere Vehikel mussten allerdings schwere zusätzliche Verluste von 170 Mill. Dollar verkraften.
Teurer Trading-Skandal
Die Investmentgesellschaft entschädigte die betroffene Anleger, muss laut Insidern im Rahmen eines Vergleichs mit der SEC aber wohl bis zu 100 Mill. Dollar zahlen. Zudem ist eine Verleumdungsklage des angeblich verantwortlichen, inzwischen entlassenen Research-Mitarbeiter gegen Two Sigma anhängig.
Trading-Skandale sind auch Point-72-Lenker Cohen nicht fremd. Seine damals noch als SAC Capital Advisors firmierende Gesellschaft plädierte 2013 in einem Prozess wegen Insiderhandels auf schuldig, zahlte eine Rekordstrafe von 1,8 Mrd. Dollar und durfte über Jahre keine externen Mittel verwalten. Der streitbare Cohen selbst hat sich in der Vergangenheit immer wieder Trading-Pausen genommen – seine 200 Investmentteams und dutzenden Portfoliomanager gelten als gut aufgestellt, um auch ohne ihn zurechtzukommen. Zuletzt hat Point 72 recht konstante jährliche Returns von rund 10% geliefert.
Peltz gibt Board-Vorsitz bei Wendy's ab
Nachdem sich in den vergangenen Jahren bereits Legenden wie Bridgewater-Gründer Ray Dalio verabschiedet haben, befindet sich der Markt also im personellen Umbruch. Ein anderer prominenter Kopf tritt hingegen andere Verpflichtungen ab, um sich stärker auf seine Kernaufgaben konzentrieren zu können. So hat Milliardär Nelson Peltz, der zuletzt vor allem mit seiner erfolglosen aktivistischen Kampagne beim Entertainment-Riesen Disney auffiel, sich Anfang September vom Vorsitz des Verwaltungsrats der Fast-Food-Kette Wendy's zurückgezogen.
Der 82-Jährige will seine Energie nun in eine Wende bei seiner Investmentgesellschaft Trian Partners stecken, die in sechs der vergangenen acht Jahre einen Rückgang ihrer Assets under Management hinnehmen musste, nachdem die verwalteten Mittel im Jahr 2015 mit 12,5 Mrd. Dollar einen Spitzenwert erreichten. Der Abschied wichtiger Mitarbeiter und fehlgeschlagene Wetten lasteten auf dem Image des Hedgefonds. Wie wichtig eine positive Außenwirkung für Risikovehikel ist, zeigt laut Analysten indes auch der Fall Two Sigma. Ob der von seiner Niederlage im Stimmrechtskampf bei Disney gezeichnete Peltz das Steuer bei Trian herumreißen könne, sei indes fraglich.