Verfassungsrechtler Udo Di Fabio wacht über Freshfields
swa – Die Kanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer reagiert auf die Vorwürfe im Zusammenhang mit der Cum-ex-Affäre und richtet in Deutschland ein Ethikkomitee ein. Den Vorsitz übernimmt als Externer der renommierte Verfassungsrechtler Prof. Dr. Dr. Udo Di Fabio. Neben dem 66-jährigen ehemaligen Richter am Bundesverfassungsgericht gehören dem Gremium die Freshfields-Partner Dr. Barbara Keil und Dr. Michael Josenhans an sowie der Of Counsel und ehemalige Partner Dr. Christoph von Bülow.Das Komitee soll darauf hinwirken, dass die für die Kanzlei neu festgelegten ethischen Grundsätze und Verhaltensregeln eingehalten werden, teilt Freshfields mit. Die Normen sind auf der Webseite der Kanzlei veröffentlicht. Das Gremium agiert als Berater des Leiters der deutschen Praxis, Dr. Helmut Bergmann. Die Ethikkommission kann von allen Anwälten und Mitarbeitern der Sozietät – auch anonym – angerufen werden.Freshfields ist in der Cum-ex-Affäre der Kritik ausgesetzt, umfangreich über solche Steuerstrukturierungen beraten zu haben. Der ehemalige Partner und Steuerchef der Kanzlei, Dr. Ulf Johannemann, gilt als treibende Kraft. Er soll Gutachten zur rechtlichen Zulässigkeit der Cum-ex-Geschäfte erstellt und das Modell aktiv empfohlen haben. Er ist in einem Cum-ex-Strafprozess wegen des Verdachts auf Beihilfe zur Steuerhinterziehung angeklagt worden und saß zwischenzeitlich in Untersuchungshaft. Im Verfahren gegen die Maple Bank war Freshfields vom Insolvenzverwalter der Bank wegen Fehlberatung auf 95 Mill. Euro Schadenersatz verklagt worden. Im Sommer 2019 schlossen die Parteien einen Vergleich, wonach Freshfields 50 Mill. Euro zahlt – wofür die Berufshaftpflichtversicherung eingetreten sein soll. In der rechtlichen Aufarbeitung der Cum-ex-Fälle könnten weitere Forderungen auf die Kanzlei zukommen.Freshfields hat und hatte auch in der kritischen Zeit wie die meisten Kanzleien innerhalb der Partnerschaft Compliance-Strukturen etabliert. Dabei gibt es jeweils einen Compliance-Partner an den einzelnen Standorten, um die Risiken unter Kontrolle zu halten. Für Deutschland insgesamt ist der Arbeitsrechtler Prof. Dr. Klaus-Stefan Hohenstatt in dieser Verantwortung.Freshfields hat sich lange nicht zu den Vorwürfen über steuerstrukturierte Finanzprodukte geäußert. In einem Interview der Wochenzeitung “Die Zeit” im Februar dieses Jahres hatte Managing-Partner Dr. Stephan Eilers eingeräumt, dass “die Beratung im Cum-ex-Kontext sicher kein Ruhmesblatt” für die Kanzlei gewesen sei.