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Vertrauensbeweis für Gea-Chef

ak - Auf den ersten Blick lieferte Gea am Dienstag ein Paradoxon: Der auf die Lebensmittelindustrie fokussierte Maschinenbauer beichtete einen erheblichen Einbruch bei Auftragseingang und Gewinn im zweiten Quartal und ging doch als klarer Sieger im...

Vertrauensbeweis für Gea-Chef

ak – Auf den ersten Blick lieferte Gea am Dienstag ein Paradoxon: Der auf die Lebensmittelindustrie fokussierte Maschinenbauer beichtete einen erheblichen Einbruch bei Auftragseingang und Gewinn im zweiten Quartal und ging doch als klarer Sieger im MDax aus dem Handelstag. Mehr als 6 % legte der Kurs des Konzerns, der Milchbauern, Molkereien, Gebäckhersteller und Getränkeproduzenten mit Anlagen versorgt, nach dem Halbjahresbericht zu.Das Kursplus kann als Vertrauensbeweis für den seit knapp sechs Monaten amtierenden Konzernchef Stefan Klebert interpretiert werden. Der machte den Investoren Hoffnung auf das zweite Halbjahr. Nach der Gewinnwarnung und dem Rauswurf des Finanzchefs beim Wettbewerber Krones wurde das mit Erleichterung registriert.Der 54-jährige Klebert, der zuvor acht Jahre den Pressenhersteller Schuler führte, übt sich in diesen Monaten im Spagat: Er darf die eigentlich noch ganz gut funktionierenden Endmärkte der Gea in einem konjunkturell immer schwierigerem Umfeld nicht aus den Augen verlieren, doch seine Aufmerksamkeit ist intern stark gebunden. Der vor fünf Jahren angestoßene Konzernumbau der alten Führung – beraten von Boston Consulting – ist alles andere als eine Erfolgsmodell geworden. Klebert probt jetzt ein Stück weit die Rolle rückwärts. Die künftig wieder kleinteiligere Struktur soll vor allem Transparenz herstellen. Auch intern waren die Ergebnisverantwortlichkeiten wohl über Jahre nicht ganz klar.Klebert hat zwei entscheidende Vorteile bei seinem Umbau im Vergleich zur vorausgegangenen Neustrukturierung: Der gebürtige Schwabe, studierter Ingenieur wie sein Vorgänger Jürg Oleas, ist ein deutlich besserer Kommunikator als der eher introvertierte Oleas. Seit seinem Amtsantritt hat er an Dutzenden Gea-Standorten in der ganzen Welt bereits mit den Beschäftigten gesprochen. Im Flugzeug sitzt er derzeit häufig, zum Selberfliegen kommt er allerdings kaum noch. Klebert besitzt eine Berufspilotenlizenz, mit einem kurzen Training dürfte er sogar einen A380 steuern.Vor zehn Jahren hat er den Verein Flying Hope gegründet, der schwer erkrankten oder behinderten Kindern kostenfreie Flüge in Hospize, Krankenhäuser oder Urlaube ermöglicht. Klebert ist immer noch erster Vorsitzender.Der neue Pilot des MDax-Konzerns Gea trifft mit seinen Ideen dem Vernehmen nach auf Akzeptanz in der Belegschaft. Die Resonanz auf sein Konzept falle positiv aus, heißt es. Beim Umbau vor ein paar Jahren sei der Widerstand deutlich größer gewesen und habe zum Abgang diverser Manager geführt.Schwächen zeigt der neue Chef noch in Sachen Diversität. Unter Klebert, der personell schon einige Entscheidungen getroffen hat, wird die Gea-Führung wieder zum Herrenclub. Mit Martine Snels verlässt im kommenden Jahr die einzige Frau im Vorstand das Unternehmen. In der künftigen Struktur wird Gea in den fünf Divisionen 15 Geschäftseinheiten haben. Für 13 davon sind die Geschäftsführer bereits benannt. Es sind alles Männer.