Investitionen in neues Werk

Vetter Pharma investiert im Saarland

Vetter Pharma investiert mehrere Hundert Millionen Euro im Saarland und schließt damit eine Lücke, die der Rückzug von Ford reißt.

Vetter Pharma investiert im Saarland

Vetter Pharma macht sich Freunde

lis Frankfurt
Lisa Schmelzer, Frankfurt

Im Saarland hat Udo J. Vetter seit neuestem ziemlich viele Freunde. Dazu gehört die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger und der Wirtschaftsminister des kleinen Bundeslandes, Jürgen Barke. Denn Vetter hat die Landespolitik aus einer misslichen Lage gerettet. Vetters Unternehmen, der weltweit tätige Pharmadienstleister gleichen Namens, wird im Saarland nämlich für mehrere Hundert Mill. Euro ein Werk für 2000 Beschäftigte errichten – und zwar auf dem Gelände, auf dem bisher Fahrzeuge der Marke Ford produziert werden.

„Glücksfall für das Saarland“

Vor knapp zwei Jahren hatte Ford die Entscheidung verkündet, dass das Werk im spanischen Valencia den Zuschlag für die neue Elektroauto-Plattform erhält. Damit wurde das Ende für die Focus-Produktion im saarländischen Saarlouis besiegelt. Die Hoffnung, dass ein chinesischer Autobauer das Werk übernimmt, platzte am Ende nach monatelangen Verhandlungen, so dass Rehlinger und Barke zunächst mit leeren Händen da standen − bis Vetter kam.

Der wird den Angaben zufolge 50 Hektar der bisher unbebauten Ford-Flächen und nach dem Auslaufen der Ford-Focus-Produktion Ende November 2025 auch den Standort der Endmontage nutzen. Mit der Produktion soll ab dem Jahre 2030 begonnen werden.

Vetter Pharma aus Ravensburg gilt eigenen Angaben zufolge als Weltmarktführer in seinem Geschäft. Der 1950 vom Apotheker Helmut Vetter gegründete Familienbetrieb ist Spezialist für flüssige und gefriergetrocknete Medikamente, die in Spritzen und andere Injektionssysteme abgefüllt werden. Mit aktuell 6.300 Mitarbeitenden weltweit wurde im vergangenen Jahr beim Umsatz die 1 Mrd. Euro-Marke geknackt. Rehlinger sprach in Zusammenhang mit dem neuen Vetter-Werk von einem „Glücksfall für das Saarland“.

Udo J. Vetter ist seit 2008 Vorsitzender des Unternehmensbeirats. Zuvor hatte er das von seinem Vater gegründete Unternehmen als Geschäftsführer geführt. In dieser Zeit habe er Entscheidungen immer zwei Mal verkaufen müssen – nach außen, also an die Belegschaft, Kunden oder Partner, aber auch nach innen in die Familie. „Das habe ich als sehr herausfordernd wahrgenommen und habe daher einen anderen Weg zum Wohle für das Unternehmen eingeschlagen,“ schilderte Vetter seine Erfahrungen einmal in einem Interview. Auch seine zwei Schwestern, Cornelia Vetter-Kerkhoff und Bianca Vetter, sitzen im Beirat.

Auf Nachfrage hieß es bei dem Unternehmen, zum Thema Nachfolge der drei Geschwister in der Unternehmensführung gebe es noch keine Entscheidungen.

Gerresheimer-Aufsichtsrat

Bevor Vetter 1987 in der väterlichen Firma anfing, hatte er nach dem Studium der klinischen Pharmazie an der Universität von Washington in Seattle fünf Jahre als Apotheker beim Pharmaunternehmen Schering-Plough Corp. (heute Merck & Co Inc.) gearbeitet, wo er für den Aufbau der Produktionsstätten in Puerto Rico verantwortlich war.

Im Jahr 2003 hat er die Beteiligungsgesellschaft UV-Cap. Udo J. Vetter gegründet. Der 70-Jährige sitzt außerdem im Aufsichtsrat der Gerresheimer AG. 2012 wurde Vetter Vizepräsident des Verbandes Die Familienunternehmer in Deutschland und im Mai 2019 in Brüssel zum Präsidenten von European Family Businesses (EFB) ernannt.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.