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Villeroy de Galhau verlässt BNP für Regierung

Von Gesche Wüpper, Paris Börsen-Zeitung, 22.4.2015 Bisher ist es nur eine Mission, mit der er beauftragt wurde. Doch in ein paar Monaten könnte auf François Villeroy de Galhau eine weit höhere Berufung warten. Der stellvertretende Generaldirektor...

Villeroy de Galhau verlässt BNP für Regierung

Von Gesche Wüpper, ParisBisher ist es nur eine Mission, mit der er beauftragt wurde. Doch in ein paar Monaten könnte auf François Villeroy de Galhau eine weit höhere Berufung warten. Der stellvertretende Generaldirektor von BNP Paribas wurde von Frankreichs sozialistischer Regierung am Dienstag mit der Leitung einer Förderinitiative für mehr Investitionen beauftragt. Er verlässt die größte französische Bank zum 1. Mai. Neue SpekulationenDie Ernennung des 56-Jährigen durch Premierminister Manuel Valls löste neue Spekulationen über die Nachfolge von Christian Noyer aus, dem Chef der Banque de France, dessen Mandat am 31. Oktober endet. Denn Villeroy de Galhau gilt nach Informationen von “Les Echos” als heißer Anwärter auf den Posten an der Spitze der Notenbank. Der Elysée-Palast ziehe den gebürtigen Straßburger dem in den letzten Wochen ebenfalls als potenziellen Kandidaten gehandelten EZB-Direktoriumsmitglied Benoît Coeuré vor, berichtet die Wirtschaftszeitung unter Berufung auf namentlich nicht genannte Quellen. Demnach könnte der jetzt erfolgte Auftrag für die Mission ein geschickter Schachzug von Präsident François Hollande sein, da Villeroy de Galhau nun auf seinen Posten bei BNP Paribas verzichtet. Sollte er dann tatsächlich in ein paar Monaten als Nachfolger von Noyer berufen werden, wäre das weniger pikant, da er nicht direkt von dem Finanzinstitut an die Spitze der Banque de France wechseln würde, die auch als Aufseherin der französischen Banken fungiert.Hollande könnte mit dem nun erfolgten Schritt versuchen, jedem Verdacht auf einen möglichen Interessenkonflikt vorzubeugen. Denn in Frankreich ist die sogenannte Pérol-Affäre noch immer nicht vergessen. Ex-Präsident Nicolas Sarkozy hatte seinen damaligen Wirtschaftsberater François Pérol 2009 zum Chef der neuen Bankengruppe BPCE (Banques Populaires – Caisses d’Epargne) berufen, obwohl er zuvor an den Verhandlungen zur Fusion der Volksbanken und der Sparkassen teilgenommen hatte.Villeroy de Galhau, der einer der Gründerfamilien von Villeroy & Boch entstammt und im Aufsichtsrat des Unternehmens sitzt, wurde bereits in der Vergangenheit mehrfach als Kandidat für wichtige öffentliche Posten in Frankreich gehandelt. So fiel sein Name etwa, als es darum ging, die Spitze des Schatzamtes, der staatlichen Bank Caisse des Dépôts et Consignations (CDC) und der öffentlichen Investitionsbank BPI zu besetzen. Angeblich soll Wirtschaftsminister Emmanuel Macron ihm auch vorgeschlagen haben, sein Bürochef zu werden.Der verheiratete Vater von fünf Kindern absolvierte die Kaderschmieden Ecole Polytéchnique und Ecole Nationale d’Administration (ENA). Er verfügt über eine lange Erfahrung, denn er arbeitete in den neunziger Jahren als Berater für Pierre Bérégovoy während dessen Amtszeit als Wirtschafts- und Finanz- sowie Premierminister. Anschließend war er Finanzberater der ständigen Vertretung Frankreichs in Brüssel und Kabinettschef des früheren Wirtschafts- und Finanzministers Dominique Strauss-Kahn. Inländische MärkteNach drei Jahren an der Spitze der obersten Steuerbehörde Frankreichs wechselte er 2003 an die Spitze von Cetelem, der Konsumkreditsparte von BNP Paribas. 2008 dann übernahm der Spitzenmanager, der auch im Aufsichtsrat der Pressegruppe Bayard sitzt, die Leitung des Privatkundengeschäfts von BNP in Frankreich.Die Großbank ernannte ihn 2011 zum stellvertretenden Generaldirektor. In dieser Funktion ist Villeroy de Galhau für die inländischen Märkte in der Eurozone und den Bereich soziale Verantwortung von Unternehmen zuständig.