Angebot von Schaeffler

Vorstandschef Wolf hält Preis für Vitesco für zu niedrig

Für 91 Euro je Aktie will Schaeffler den Autozulieferer Vitesco übernehmen. Nach Meinung von Vitesco-Chef Andreas Wolf ist das zu wenig.

Vorstandschef Wolf hält Preis für Vitesco für zu niedrig

Vorstandschef Wolf hält Preis
für Vitesco für zu niedrig

jh München

Andreas Wolf wagt sich nach vorn: Er hält den von Schaeffler gebotenen Preis von 91 Euro je Aktie für den von ihm geführten Autozulieferer Vitesco Technologies für zu niedrig und sagt das auch ganz offen. Der Vorstandsvorsitzende des Antriebstechnikherstellers Vitesco Technologies fand am Dienstag in einer Videokonferenz mit Journalisten klare Worte.

Dabei hatte seine Pressesprecherin gebeten, nur Fragen zu den Quartalszahlen zu stellen. Man könne für einen Übernahmepreis immer unterschiedliche Aspekte berücksichtigen, betonte Wolf. Er nehme eine mittel- bis langfristige Sicht ein: „Da ist der Preis nicht ausreichend.“ Später fügte er hinzu: „Langfristig, glaube ich, wäre der Aktienkurs deutlich über die 91 Euro hinausgegangen.“

"Transformation hinter uns"

Vitesco ist auf einem guten Weg, den Wandel vom Verbrennungsmotor zur Elektromobilität zu bewältigen. Das zeigen auch die jetzt präsentierten Geschäftszahlen für das dritte Quartal. Die Richtung hatte das Regensburger Unternehmens schon 2019 eingeschlagen. Im kommenden Jahr soll das noch junge Geschäft die Gewinnschwelle erreichen. „Die Transformation ist eigentlich hinter uns“, sagte Wolf jetzt.

Der Umsatz mit sogenannten Elektrifizierungsprodukten stieg im dritten Quartal um rund 30% auf 324 Mill. Euro, knapp 15% des Konzernerlöses von 2,2 Mrd. Euro. Am Auftragseingang von 2,5 Mrd. Euro hatten die E-Komponenten einen Anteil von rund 60%.

Vertrag bis September 2024

Wolf, Jahrgang 1960, ist stolz auf das Erreichte, ohne dies mit großen Worten zur Schau zu stellen. Doch es wirkt, als hätte er die Eigenständigkeit von Vitesco auch für die Zukunft bevorzugt. Schließlich wurde das Unternehmen erst vor zwei Jahren von Continental abgespalten und ist seit September 2021 an der Börse notiert.

Wolf rechnet damit, dass Schaeffler eine Mehrheit von 75% an Vitesco erreichen wird. Die Familie Schaeffler besitzt schon knapp die Hälfte. Das hält Wolf aber nicht davon ab, seine Meinung zu äußern und so dazu beizutragen, den Preis für Schaeffler möglicherweise in die Höhe zu treiben. Wie geht es mit ihm weiter? „Ob ich an Bord bleibe, wird sich vor Ende des Jahres entscheiden“, sagt er. Sein Vertrag läuft im September 2024 aus.

Von Joachim Herr, München
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