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Vize Delgado übernimmt vorübergehend von Notenbankchef Hernández de Cos in Spanien

Weil die Regierung noch keinen Nachfolger gefunden hat, leitet Vizegouverneurin Margarita Delgado vorläufig die Geschäfte der spanischen Notenbank.

Vize Delgado übernimmt vorübergehend von Notenbankchef Hernández de Cos in Spanien

Personalsuche beim Banco de España

ths Madrid

Die spanische Zentralbank wird erstmals in ihrer Geschichte von einer Frau geleitet. Allerdings übernimmt die stellvertretende Gouverneurin Margarita Delgado die Geschäfte zunächst nur vorübergehend. Denn das Mandat von Notenbankchef Pablo Hernández de Cos endete am Montag, ohne dass die Regierung rechtzeitig einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin benannte. Das ist ebenfalls ein Novum beim Banco de España.

Die Ernennung des Gouverneurs ist ausschließliche Kompetenz der Regierung. Doch ist es Tradition, dass sich die beiden großen Parteien über den Chefposten und dessen Stellvertreter absprechen. Seit Monaten sind die Beziehungen zwischen den Sozialisten von Ministerpräsident Pedro Sánchez und den Konservativen jedoch so stark angespannt, dass man bislang gar nicht erst versucht hat, einen Konsens zu finden. Die Linksregierung würde gerne die Personalien bei der Notenbank zusammen mit der längst überfälligen Neubesetzung des zentralen Justizorgans absprechen. Die letzten Monate befand sich Spanien in einer Art Dauerwahlkampf, mit drei Regionalwahlen und der Europawahl.

Wirtschaftsminister Carlos Cuerpo versicherte vor Tagen, man habe genug Zeit für die Suche nach einem neuen Gouverneur. Doch das Mandat von Vize Delgado läuft im September aus. Bis dahin wird die 60-jährige Madrilenin an den Sitzungen des Rates der Europäischen Zentralbank teilnehmen, jedoch ohne Stimmrecht.

Delgado studierte Volkswirtschaft an der Universidad Complutense in Madrid und trat kurz darauf 1989 in die Notenbank ein. Seit 2014 gehört sie der EZB-Bankenaufsicht (SSM) an. Vor kurzem bemängelte die Spanierin bei einer Rede in Frankfurt, dass es in Europa wegen der großen regulatorischen Unterschiede keine grenzübergreifenden Bankenfusionen gebe. Der feindlichen Übernahme von Banco Sabadell durch BBVA in Spanien steht die Vizegouverneurin, wie viele in der Branche, skeptisch gegenüber. „Größer ist nicht immer besser“, meinte sie.

Seit Monaten kursieren in Spanien viele Namen für den Posten bei der Notenbank: José Manuel Campa, Vorsitzender der European Banking Authority; Fernando Restoy, der Chef des Financial Stability Institute, der früher schon einmal Vizegouverneur war, oder José Luis Escrivá, der Minister für Digitales. Viele glauben jedoch, dass Sánchez gerne eine Frau an der Spitze des Banco de España hätte, etwa die Vizepräsidentin der Börsenaufsicht CNMV, Montserrat Martínez, oder eben Delgado.

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