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Volkmar Denner 60

igo - Das Jahr, in dem er am 30. November 60 Jahre alt wird, hat sich Volkmar Denner, Vorsitzender der Bosch-Geschäftsführung, wohl leichter vorgestellt. Für "G1", wie der Mann aufgrund seiner Position an der Konzernspitze intern heißt, hat sich der...

Volkmar Denner 60

igo – Das Jahr, in dem er am 30. November 60 Jahre alt wird, hat sich Volkmar Denner, Vorsitzender der Bosch-Geschäftsführung, wohl leichter vorgestellt. Für “G1”, wie der Mann aufgrund seiner Position an der Konzernspitze intern heißt, hat sich der Abgasskandal in den vergangenen Monaten zu einem veritablen Problem entwickelt.Das US-Justizministerium ermittelt seit Ende 2015 gegen ihn und den Konzern, weil Bosch jene Motorsteuerung geliefert hat, die im Mittelpunkt des VW-Skandals steht. Die US-Kläger werfen Bosch vor, die manipulierte Software der Motorsteuerung mit entwickelt zu haben und an der “Vertuschung ihres Einsatzes” beteiligt gewesen zu sein. Auch die Staatsanwaltschaft Stuttgart ermittelt wegen dieses Verdachts. Besonders heikel: Denner, der seine gesamte Karriere bei Bosch verbracht hat, war zum Zeitpunkt der Entwicklung der Software für die Hardware der Motorsteuergeräte zuständig. Bosch äußert sich mit Verweis auf die laufenden Verfahren nicht zum Thema. Bosch kooperiere mit den Behörden, stelle auch von sich aus Material zur Verfügung, wenn intern etwas gefunden wurde, sagte er vor wenigen Wochen bei einer Veranstaltung des Autoverbands VDA. Der dreifache Vater ist kein lauter Mensch und wirkt im Vergleich mit anderen Managern fast scheu. Dass er, wie auf jenem VDA-Podium, Wettbewerber offen angeht (“Sie wissen, es geht auch um Fahrzeuge außerhalb der USA in Europa und da sind wir nur einer von drei Lieferanten.”) ist eine Ausnahme und zeigt, wie groß der Druck sein muss. Immerhin stammt von Firmengründer Robert Bosch der Satz “Immer habe ich nach dem Grundsatz gehandelt: Lieber Geld verlieren als Vertrauen”. Beides wäre dahin, würden sich die Vorwürfe erhärten.Es kommt dem promovierten Physiker aber auch in normalen Zeiten entgegen, dass der Stiftungskonzern kaum Transparenzpflichten unterliegt. Die Mitarbeiter sollen sich darauf konzentrieren zu forschen, zu entwickeln und zu produzieren und dabei nicht nur das nächste Quartalsergebnis im Blick haben. Bislang ist Bosch damit auch unter Denner erfolgreich: Seit er 2012 Sprecher der Geschäftsführung wurde, stieg der Umsatz um ein Drittel auf rund 71 Mrd. Euro. Der Gewinn kletterte um die Hälfte auf 3,5 Mrd. Euro.Denner wurde im schwäbischen Uhingen geboren. Nach dem Abitur studierte er Physik in Stuttgart, wo er nach einem Forschungsaufenthalt in den USA 1985 auch promovierte. 1986 stieg er als Fachreferent im Halbleitergeschäft bei Bosch ein. 1989 wurde er Abteilungsleiter. Ab 1991 war er für die Entwicklung integrierter Schaltkreise verantwortlich, ab 1998 für Motorsteuergeräte, zwei Jahre später kam die Verantwortung für deren Produktmanagement hinzu. 2003 wurde er Vorsitzender des Bereichsvorstands Automotive Electronics und rückte 2006 in die Konzerngeschäftsführung auf.