Volkswagen tauscht Audi-Chef aus
Von Stefan Kroneck, MünchenVolkswagen-Chef Herbert Diess (61) hat sein Ziel erreicht. Der CEO des weltgrößten Autoherstellers konnte nach langem Ringen seinen Wunschkandidaten für die Audi-Spitze durchsetzen. Nach einer Aufsichtsratssitzung teilte der Wolfsburger Dax-Konzern mit, dass Markus Duesmann (50) zum 1. April nächsten Jahres die Führung der Ingolstädter Tochter übernimmt. Der frühere Einkaufsvorstand von BMW löst Amtsinhaber Bram Schot (58) ab. Dieser verlässt das Unternehmen “im besten Einvernehmen”.Der Niederländer hatte den Vorstandsvorsitz im Juni 2018 zunächst übergangsweise übernommen, nachdem der langjährige CEO Rupert Stadler wegen der Dieselmanipulationen in Untersuchungshaft gekommen war. Monate später trennte sich das Unternehmen von Stadler. Damit schien der Weg für den Vertriebsprofi Schot frei, Audi über eine längere Zeit zu steuern. Im Dezember vergangenen Jahres bestellte ihn der Aufsichtsrat von Audi mit Wirkung zum 1. Januar 2019 zum ordentlichen Vorstandsvorsitzenden. Diess, der zugleich das Kontrollgremium der Tochtergesellschaft leitet, kam mit dieser Entscheidung der Forderung der Arbeitnehmervertreter entgegen, mit Schots Benennung wieder Ruhe in das von der Dieselaffäre durchgerüttelte Unternehmen zu bringen. Der VW-CEO schaffte es seinerzeit nicht, Duesmann zu installieren. BMW-Aufsichtsratschef Norbert Reithofer gab den Diplom-Maschinenbauingenieur wegen einer Wettbewerbsklausel in seinem Dienstvertrag bis dato nicht frei. Nach dieser hätte Duesmann erst im Herbst 2020 bei Audi das Ruder übernehmen können. Er verließ im Juli 2018 den Münchner Autobauer, um zu VW zu wechseln. Diess und er arbeiteten früher bei BMW zusammen. Kein Deal mit BMWDass Duesmann nun ein halbes Jahr früher bei Audi anfangen kann, wollte die VW-Verwaltung auf einer Pressekonferenz am Konzernhauptsitz nach dem Ende der Aufsichtsratssitzung nicht näher kommentieren. “Weder haben wir etwas angeboten, noch ist etwas angefordert worden”, sagte VW-Chefaufseher Hans Dieter Pötsch auf Nachfrage. Zuvor war spekuliert worden, dass sich beide Wettbewerber nur über einen Deal auf eine vorzeitige Freigabe von Duesmann einigen könnten.Schot, den VW im September 2017 als Vertriebsvorstand in die bayerische Provinzstadt beordert hatte, trieb die Transformation von Audi hin zu einem Premium-Elektroautoanbieter an. Für seine Arbeit dankten ihm Diess und der Mutterkonzern. In den vergangenen Monaten wurde aber an Schots Position gerüttelt. Das glich einer Demontage. Hinter Schot stand Diess sowieso nie uneingeschränkt. Im September sorgten öffentliche Äußerungen des VW-CEO und der mächtigen Betriebsratsvorsitzenden Peter Mosch (Audi) und Bernd Osterloh (VW) dafür, die Stellung des Audi-Chefs zu schwächen. Sie bezeichneten Schot zwar als “richtigen Mann” für den Audi-Chefposten, eine Garantie für einen längeren Verbleib wollten sie aber nicht mehr abgeben.Nach dem Intermezzo des Verkaufsmanagers rückt mit Duesmann wieder ein Ingenieur an die Spitze der einstigen VW-Vorzeigetochter. Stadler, der 2007 zum Vorstandschef aufgestiegen war, ist Betriebswirt. Damals folgte er auf den Physiker Martin Winterkorn, der nach Wolfsburg wechselte, um dort den Vorstandsvorsitz zu übernehmen. Im September 2015 trat Winterkorn zurück, als die Dieselmanipulationen öffentlich bekannt wurden. Auch im VW-VorstandDuesmann wird als Audi-Chef wie Stadler zugleich dem VW-Konzernvorstand angehören. In dieser Funktion verantwortet er Forschung und Entwicklung, die noch zum Aufgabenbereich des VW-Vorstandsvorsitzenden gehören. Die Erwartungen des Mutterkonzerns an den neuen Audi-Chef sind hoch: Duesmann werde “alles daransetzen”, die “großen Potenziale von Audi zu heben und damit das Versprechen ,Vorsprung durch Technik` erneut verstärkt unter Beweis zu stellen.”