Volkswagen vertagt Beschluss über Rupert Stadler
sck – Drei Monate nach der Inhaftierung von Rupert Stadler hat Volkswagen aus dem tiefen Sturz des Topmanagers immer noch keine arbeitsrechtlichen Konsequenzen gezogen. Der Wolfsburger Mehrmarkenkonzern vertagte am Montag eine Entscheidung, das langjährige Vorstandsmitglied abzuberufen und dessen Vertrag aufzulösen. Auf einer regulären Sitzung erörterte der Aufsichtsrat das Thema. Das Kontrollgremium begründete dem Vernehmen nach den aufgeschobenen Beschluss damit, dass die Materie arbeitsrechtlich sehr komplex sei. Der Aufsichtsrat tritt am Freitag kommender Woche wieder zusammen.Der 55-Jährige gehört dem neunköpfigen obersten Führungsgremiums des Dax-Unternehmens seit Anfang 2010 an. Seit Anfang 2007 ist er Chef von Audi. Allerdings sind Stadlers Tage als – noch offizieller – Vorstandsvorsitzender der VW-Tochter gezählt. Diesen Donnerstag trifft sich das Kontrollgremium des Ingolstädter Premiumherstellers, um über die Personalie zu beraten.Für den Konzern könnte eine Vertragsauflösung teuer werden. Stadlers Dienstverhältnis bei VW läuft noch bis Ende 2019. Im Frühjahr vergangenen Jahres verlängerte der Audi-Aufsichtsrat seinen Vertrag sogar vorzeitig um weitere fünf Jahre bis Ende 2022. Das stieß auf erhebliche Kritik, galt er doch wegen der Dieselmanipulationsaffäre schon seinerzeit nur noch als CEO auf Abruf (vgl. BZ vom 18.5.2017). Seit dem aufgedeckten Abgasbetrug im September 2015 befindet sich Audi im Krisenmodus. Die Konzerntochter gilt als Keimzelle der illegalen Machenschaften. Stadler ging die Aufklärung nur zögerlich an. Nach mehreren Durchsuchungen in Konzernbüros und in Privatwohnungen von Managern auf Anlass der Staatsanwaltschaft geriet auch der studierte Betriebswirt immer stärker in das Visier der Strafermittler. Mitte Juni wurde er verhaftet und sitzt seitdem in Augsburg in Untersuchungshaft. Vertriebsvorstand Bram Schot führt Audi vorläufig. Stadler selbst gilt bis auf Weiteres als beurlaubt.