Vom Hof gejagt
po – Eine Überraschung ist es nicht. Siegfried Hofreiter, der sich über Jahre als Deutschlands größter Bauer gerierte – “KTG – Wir ackern fürs Leben” -, hat den Vorstandsvorsitz der insolventen KTG Agrar niedergelegt und um Beendigung seines Dienstvertrags gebeten. Wie das Unternehmen ad hoc mitteilte, wollte Hofreiter dem Eigenverwaltungsverfahren nicht im Weg stehen. Man hat ihn offenbar vom Hof jagen müssen, um von dem einstigen Wachstumsunternehmen zu retten, was noch zu retten ist. KTG Agrar hatte auf ihre 250-Mill.-Euro-Anleihe Biowertpapier II mit 7,125 % Zinssatz knapp 18 Mill. Euro fällige Zinsen auch in einer Nachfrist nicht zahlen können und deshalb Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens gestellt (vgl. BZ vom 6. Juli).KTG Agrar war von Equinet 2007 in den Entry Standard geführt worden. Die Aktien wurden zu 17,50 Euro platziert und spülten 23 Mill. Euro in die Kasse. Aktuell notiert die Aktie bei 0,73 Euro. Mit den mit dem IPO eingesammelten Geldern sollte der Wachstumskurs finanziert werden, der den Umsatz schließlich von anfangs 15 Mill. bis auf zuletzt 327 Mill. Euro verzwanzigfachte. Fast doppelt so hoch wurden zuletzt die Verbindlichkeiten ausgewiesen. Verdient wurden 3,7 (i.V. 6,4) Mill. Euro. 46 000 Hektar Ackerland stehen vor allem in Ostdeutschland und Litauen unter KTG-Regie.Dem heute 54-jährigen Hofreiter schlug von Beginn an Skepsis entgegen, war er doch wegen Konkursverschleppung und Bankrott in zwei Fällen 2002 vom Amtsgericht Dachau schuldig gesprochen worden. Der gebürtige Regensburger ist gelernter Landwirt und sammelte in den USA Erfahrungen in der Bewirtschaftung von großen Agrarbetrieben.Jetzt hat der KTG-Aufsichtsrat den Rechtsanwalt und Insolvenzexperten Jan Ockelmann aus der Sozietät Johlke als Chief Restructuring Officer in den Vorstand berufen. In dieser Funktion soll er mit dem gerichtlich bestellten vorläufigen Sachwalter Stefan Denkhaus in den nächsten Monaten einen Restrukturierungsplan erarbeiten, um das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung umzusetzen. Ockelmann soll über langjährige Kontakte zu landwirtschaftlichen Betrieben und Beratern verfügen. Die Sanierung in Eigenverwaltung “ist aus Sicht aller Beteiligten weiterhin die beste Alternative für die Restrukturierung und Sanierung der KTG Agrar SE”, heißt es in der Pflichtmitteilung.
