Hotelbranche

Von Finanzen über Fußball zu Hotels

Der frühere Europa-Chef von Colony Capital, Sébastien Bazin, wechselte vor elf Jahren von PSG zu Accor. Seitdem hat er den Hotelkonzern ordentlich umgebaut. Er gehört zu den Gewinnern der Olympischen Spiele in Paris.

Von Finanzen über Fußball zu Hotels

Von Finanzen über Fußball zu Hotels

Von Gesche Wüpper, Paris

Fußballfans können künftig die Spiele von Paris Saint-Germain (PSG) im Parc des Princes gemütlich vom Bett aus verfolgen. Denn Novotel bietet seit kurzem ein Hotelzimmer in dem Fußballstadion an. Das neueste Produkt der Accor-Gruppe hat Symbol-Charakter. Denn es steht für zwei wichtige Phasen im Leben von Konzernchef Sébastien Bazin. Immerhin war der 62-jährige Manager Präsident des Pariser Fußballclubs PSG, bevor er an die Spitze des Hotelkonzerns wechselte.

Bazin ist einer der Gewinner der Olympischen und Paralympischen Spiele, die am 8. September in Paris zu Ende gegangen sind. Immerhin betreibt Accor im Großraum Paris insgesamt mehr als 410 Hotels, davon mehr als 200 direkt in der Hauptstadt. Der Sommer sei gut gelaufen, sagte Bazin der Sonntagszeitung „La Tribune Dimanche“. Nachdem sich die französische Hauptstadt einen Monat vor den Olympischen Spielen geleert habe, seien die Hotels zu 85% ausgelastet gewesen, mit Preisen wie während der Fashion Week oder großen Messen. „Also ein sehr zufrieden stellendes Niveau“, meint Bazin. In seinen Prognosen war der Hotelkonzern im Vorfeld der beiden Sportgroßveranstaltungen von einem Auslastungsniveau von 70% bis 90% ausgegangen. „Ich bin davon überzeugt, dass Paris als Reiseziel dank dieser außerordentlichen Wochen in den kommenden drei Jahren die touristische Dimension ändern wird“, sagt der Manager, der seine Karriere einst in der Finanzbranche in New York begann. Die Frage, ob Accor Partner der Olympischen Spiele sein sollte oder nicht, hat sich für ihn nie gestellt. „Wir sind eine französische Gruppe, ein Weltmarktführer in der Hotellerie außerhalb der USA“, erklärt er. Deshalb habe Accor eine gewisse Verantwortung gehabt, als die Olympischen Spiele in Frankreich stattfanden. Zu dieser Verantwortung gehöre es, bei solchen Großveranstaltungen zu helfen.

Rückzug in die Bretagne

Auf jeden Fall sei Accor sehr stolz darauf, Partner der Spiele gewesen zu sein. 40.000 Mitarbeiter hat der Konzern geschult, um die Athleten und Medienvertreter in 670 Hotels in Frankreich mit 17.000 Betten zu empfangen. Zwar seien die Häuser zwischen den Olympischen und den Paralympischen Spielen nicht voll gewesen, doch das sei bei jeder Olympiade so, meint der langjährige frühere Europa-Chef von Colony Capital. Zwischen seinen unzähligen Geschäftsreisen zieht er sich selber gerne in die Bretagne zurück. Dort besitzt seine Familie ein Haus in der Nähe von Saint-Malo.

Außerdem würden seine Frau und er jedes Jahr zusammen mit ihren vier Kindern und ihren Partnern eine Reise unternehmen, berichtete er einmal. Nachdem sie zuvor jedes Jahr ein anderes Land besucht hätten, würden sie sich inzwischen immer für eine Woche auf einem großen Katamaran treffen: „Mit einer Regel: Es gibt kein Fernsehen, wir spielen Karten und reden miteinander.“ Das sei wichtig, sagt der begeisterte Segler, der selber mit seiner 1911 gebauten Yacht an Klassik-Regatten teilnimmt.

Liebe zum Segelsport

Aus Liebe zum Meer und zum Segelsport ist Accor mit seiner Marke Orient Express auch Sponsor des französischen America‘s Cup-Teams geworden. Allerdings endete das Abenteuer kürzlich noch vor dem Halbfinale. Für die „Orient Express Silensias“ dagegen hat es noch nicht begonnen. Das 220 Meter lange Segelschiff wird nun in Saint-Nazaire gebaut und soll im März 2026 vom Stapel laufen. Es ist eines der Projekte, mit deren Hilfe Accor die Marke Orient Express zusammen mit Luxusgüterkonzern LVMH wiederbeleben will.

Seit Bazin vor elf Jahren das Ruder von Accor übernommen hat, hat er den im Frühjahr in den CAC 40 zurückgekehrten Hotelkonzern deutlich umgebaut. Bazin hat seitdem zahlreiche Marken wie Raffles, Fairmont und Mama Shelter dazugekauft und gleichzeitig das Lifestyle-Segment stark ausgebaut. Der Bereich gehört derzeit zu den größten Wachstumsmotoren Accors. Im Vergleich zur klassischen Hotellerie ist das Entwicklungspotential des Segments laut Bazin doppelt so hoch.

Lifestyle-Segment ausgebaut

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