"Governance-Krise"

Vorstandschef von Mister Spex wirft das Handtuch

Dirk Graber, der Gründer und CEO der defizitären Optiker-Kette Mister Spex, tritt nach 16 Jahren zurück. Zuvor hatte bereits der frühere Hugo-Boss-Chef Claus-Dietrich Lahrs nach einem kurzen Intermezzo im Aufsichtsrat dem Unternehmen den Rücken gekehrt.

Vorstandschef von Mister Spex wirft das Handtuch

CEO von Mister Spex
wirft das Handtuch

kro Frankfurt

Im Management der defizitären Optiker-Kette Mister Spex aus Berlin geht es weiter drunter und drüber. Nach dem spontanen Abgang des nur einen Monat amtierenden Aufsichtsratschefs Claus-Dietrich Lahrs sowie von dessen damaligem Stellvertreter Gil Steyaert tritt nun auch Gründer und Vorstandschef Dirk Graber zurück, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Graber habe nach sechzehnjähriger Tätigkeit den Aufsichtsrat gebeten, ihn von seinen Aufgaben als CEO zu entbinden, hieß es. Das Kontrollgremium habe seinen Rücktritt zum 31. Juli 2024 angenommen. Die Gesamtverantwortung werde ab August interimistisch vom derzeitigen Finanzchef Stephan Schulz-Gohritz übernommen, der selbst erst im Januar dieses Jahres zum Unternehmen gestoßen war.

„Die Governance-Krise verschärft sich“, schreibt ein Analyst der Investmentbank Bryan Garnier in einem Kommentar. Die Ankündigung folge auf eine „hektische Hauptversammlung“ und die überraschenden Rücktritte der beiden oben genannten Aufsichtsratsmitglieder.

Mister Spex ist in den vergangenen Jahren immer tiefer in die roten Zahlen gerutscht – zuletzt auch wegen hoher Abschreibungen auf Store-Nutzungsrechte. An der Börse war der Aktienkurs innerhalb von einem Jahr nach dem IPO 2021 um fast 80% abgerauscht und hat sich seitdem nicht mehr erholt. Aktionärsaktivisten um die Frankfurter Beteiligungsfirma Private Values Media AG, deren Vorstand Sascha Magsamen als Ex-Journalist auch bei der Börsen-Zeitung tätig war, hatten dem Konzern zuletzt unter anderem Misswirtschaft vorgeworfen.

Mirko Casper (li.) und Dirk Graber (re.M
Quelle: picture alliance/dpa | Frank Rumpenhorst

Claus-Dietrich Lahrs, der von 2008 bis 2016 CEO bei Hugo Boss war, hatte sein Mandat als Aufsichtsratschef von Mister Spex wegen „unterschiedlicher Auffassungen über die strategische Entwicklung der Gesellschaft“ Anfang Juli niedergelegt. Er wurde von Tobias Krauss ersetzt, der seit 2020 in dem Gremium sitzt.

Zur zukünftigen Strukturierung des Vorstands werde sich der Aufsichtsrat nun beraten und zu gegebener Zeit informieren, hieß es. Graber werde dem Unternehmen „weiterhin in beratender Funktion zur Verfügung“ stehen.

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