Vorstandschefin von Renk sucht neue Aufgaben für sich
Vorstandschefin von Renk sucht neue Aufgaben für sich
jh München
Susanne Wiegand (52), die Vorstandsvorsitzende von Renk, wird in gut zwei Monaten den Augsburger Rüstungszulieferer verlassen. Sie habe den Aufsichtsrat gebeten, ihren Vertrag vorzeitig am 31. Januar des nächsten Jahres zu beenden, teilt das Unternehmen mit, das unter anderem Panzergetriebe herstellt. Wiegand, die seit Mai 2021 an der Spitze der Führung von Renk steht, habe aus persönlichen Gründen entschieden, „sich zukünftig anderen Rollen im Kontext von Sicherheit und Verteidigung zu widmen“.
Ihre Entscheidung sei schon länger in ihr gereift, sagte sie der Börsen-Zeitung. .„In Zukunft will ich mich stärker einbringen in Fragen der Sicherheits- und Verteidigungspolitik und -industrie.“ Sie werde ihre Erfahrungen aus 18 Jahren auf der operativen Seite der Branche weitergeben. „Man muss in diesem Land politisch etwas tun.“ Für ihre Zukunft schließt sie nichts aus – auch nicht einen Wechsel in die Politik. Konkrete Pläne habe sie noch nicht: „Ich lasse es auf mich zukommen.“ Zudem will Wiegand wie bisher in kleineren Umfang in Start-ups der Verteidigungsindustrie investieren.
Kollegen im Rheinmetall-Konzern
Wiegands Nachfolger wird Alexander Sagel (53), der seit April dieses Jahres als Chief Operating Officer im Vorstand von Renk ist. Zuvor war der promovierte Ingenieur der Materialwissenschaften gut 19 Jahre lang für Rheinmetall tätig gewesen, zuletzt von April 2023 an als Leiter der Division Electronic Solutions. Daher kennt Sagel die Branche sehr gut. Seine Karriere hatte er 1998 als Trainee im Daimler-Konzern begonnen. 2005 wechselte er zu Rheinmetall, Deutschlands größtem Rüstungskonzern. Sagel und Wiegand kennen sich von ihrer gemeinsamen Zeit im Rheinmetall-Konzern. Sie habe ihn als Wunschkandidat dem Aufsichtsrat vorgeschlagen, berichtete Wiegand.
Die Aktie von Renk reagierte am Montag mit einem Kursabschlag auf die Ankündigung. Zum Beginn des Xetra-Handels waren es 8%. Am Schluss verringerte sich der Tagesverlust auf 3,8%. Seit dem Höchststand Ende März hat sich der Kurs des SDax-Mitglieds nahezu halbiert. Ende September hatte Finanzvorstand Christian Schulz das Unternehmen verlassen. Er hatte dies als private Entscheidung bezeichnet und angekündigt, er werde nach einer für ihn harten Phase eine Auszeit nehmen. Schulz, der zuvor Finanzchef des Lkw- und Buskonzerns Traton gewesen war, und Wiegand hatten den Börsengang von Renk im Februar dieses Jahres vorbereitet und begleitet. Nachfolgerin von Schulz ist seit Oktober Anja Mänz-Siebje.
Wiegand ist seit 18 Jahren in leitenden Positionen der Rüstungsindustrie tätig. Von 2005 bis 2007 hatte sie für das Marinegeschäft von Thyssenkrupp gearbeitet, anschließend war sie bis 2017 Geschäftsführerin von mehreren deutschen Werften, unter anderem von German Naval Yards in Kiel, einem Hersteller großer Marineschiffe. Dann wechselte sie zu Rheinmetall. Dort war sie Vorstandsvorsitzende der Sparte Electronic Solutions, die nach ihr auch ihr Renk-Nachfolger Sagel geleitet hatte.
„Die Weichen sind gestellt“
Claus von Hermann, der Aufsichtsratsvorsitzende von Renk, attestiert Wiegand, das Unternehmen für die Zukunft fit gemacht zu haben. „Unter ihrer Führung hat die Renk Group ihren Umsatz verdoppelt und das operative Ergebnis vervierfacht.“ Der Aufsichtsratschef bezeichnet Sagel als idealen Nachfolger: „Er wird den unter Susanne Wiegand eingeschlagenen strategischen Kurs nahtlos fortsetzen.“
Für dieses Jahr erwartet die Gruppe einen Umsatz von etwa 1,1 (i.V. 0,9) Mrd. Euro und ein um Sondereffekte bereinigtes Ergebnis vor Zinsen und Steuern von 175 Mill. bis 190 (i.V. 150) Mill. Euro. Renk profitiert wie andere Unternehmen der Rüstungsbranche von der stark gewachsenen Bedeutung des Militärs aufgrund des Angriffskriegs von Russland auf die Ukraine. „Die Weichen im Unternehmen sind gestellt und es ist solide aufgestellt“, sagte Wiegand.